Kleiner Schwimmteufel

ich habe heute meinen inneren schweinehund überwunden und war nach der arbeit in unserem frisch renovierten, nun heiter buntem hallenschwimmbad. ich soll doch sport machen! ganz, ganz viel sport! in erster linie ausdauersport. mindestens 3x die woche 40 minuten. seit wir aus südafrika zurück sind, gehe ich zwar 2-3 x die woche reiten, was riesigen spaß macht, ausdauertechnisch aber eher nicht so zählt. und bei dem wetter joggen? och nö.

aber genug ist genug. drum habe ich heute gleich nach der arbeit den schwimmbeutel gepackt und bin losgebraust. und geschwommen. 40 minuten. jawoll. und das hat sehr, sehr gut getan. und der schweinehund hat sich in irgendetwas zufrieden schnurrendes verwandelt. sehr schön.

als ich so meine bahnen durch das 50-meter-becken pflügte, nahm ich durch meine schwimmbrille die eine oder andere wunderliche szene wahr. so zum beispiel 2 sehr betagte damen mit disco-bademützen. turbanartige, schwarze bademützen mit allerlei strass und flitter obenauf. spitz pass auf! oder einen ebenso betagten herrn, der ein einkaufsnetz auf dem kopf hatte und sich durch dasselbe die haare föhnte. später sah ich ihn schick gekleidet und mit bemerkenswerter elvis-frisur aus der umkleide stolzieren.

und da kam eine erinnerung in mir hoch. an meine mama. vor 2 jahren sind wir öfters zusammen schwimmen gegangen. ich habe eine junge mama. die noch jünger aussieht, als sie ist. sie ist schön. war immer schön, ist schön, wird immer schön bleiben. sie wirkt sehr auf männer. „das wird so sein, bis der deckel zugeht“, sagt sie selbst.

ich bin ja nun auch nicht mehr die jüngste, aber jünger als meine mama schon. nichtsdestotrotz ist es nach wie vor der fall, dass, wenn ich mit meiner mama irgendwo auftauche, alle männer nach ihr schauen. ich werde höchstens wohlwollend zur kenntnis genommen. wer es nicht weiß, würde nie auf die idee kommen, dass sie meine mama ist. „wie heißt denn deine freundin?“ werde ich in der regel gefragt. meine liebe mama. meine auch überaus humorvolle, spontane, zu allen schandtaten bereite, lebenslustige und hoffnungslos verrückte mama. war vor 2 jahren also mit mir zum ersten mal schwimmen.

während ich bereits nach 5 minuten fertig aus der umkleide in die schwimmhalle eilte, ließ sie sich zeit. ich wartete. in meinem ältesten, leicht aus der form geratenem badeanzug, schwimmbrille und straff auf dem hinterkopf zusammengeknoddelten haaren. ist ja egal, war ja nun zum schwimmen da! und nicht zum casting für germanys next badenixe. und da kam meine mama in die schwimmhalle. in einem schwarzen badeanzug mit roten blumen drauf, die haare schön, geschminkt und fröhlich in die runde schauend. wir glitten ins becken und machten uns an die arbeit. ich zumindest. mit zielgerichtetem blick teilte ich das wasser bahn für bahn während meine mama mit zierlichen schwimmbewegungen adrett im becken herumschwamm. nach einer weile machte sie mir handzeichen, dass ich zu ihr schwimmen soll und verkündete:

„ich habe einen verehrer.“

ich (fassungslos): „wie jetzt? hier? wo?“

sie: „schau mal, der alte sack da drüben!“

ich verdrehte hals und kopf und schaute in die angedeutete richtung. tatsächlich. da schwamm ein kraulender greis und warf ihr eindeutig lüsterne blicke zu.

ich (immer noch fassungslos): “ hä? wie kommst du denn hier zu einem verehrer?“

sie: „ist doch ganz einfach. er schwamm an mir vorbei und machte mir ein petzauge. ich lächelte zurück und da raunte er mir zu: „na, du kleiner schwimmteufel?““

ich (komplett fassungslos): „was? das glaub ich nicht! ich kann 100 jahre ins schwimmbad gehen und ich schwöre, zu mir sagt keiner „du kleiner schwimmteufel.““

sie: „du bist aber auch immer so verschlossen.“

daran musste ich heute denken im schwimmbad. ich muss unbedingt wieder mit meiner mama schwimmen gehen. macht deutlich mehr spaß als alleine.



41 Gedanken zu „Kleiner Schwimmteufel

  1. Hallo du da, ja du, du kleiner Planschteufel!

    Irgendwie habe ich mich jetzt bei deiner Schilderung an meine Kurzeit erinnert. Mönsch, da waren auch solche zauberhaften Schwimmnixen mit ihren Kappen zu sehen. Und wie die in voller Grazie das Wasser bestiegen. Jawohl bestiegen!!! Anders kann man das gar nicht beschreiben…
    Unendliche Eleganz am Schwimmbahnrand. Und solch lüsterne Knaben waren auch da. Und ich hatte einen Verehrer, der schon jenseits von Gut und Böse war und der immer überaus besonders lüstern auf meine Schwimmmurmeln guckte…brrrr und dreimal schüttel.

    Mit meiner Mama war ich leider noch nie schwimmen und ich muss dir sagen, dass ich darauf auch nicht die geringste Lust hätte. Aber! Ich habe in der Kur meine ehemalige Klassenlehrerin wiedergetroffen. Und soll ich dir mal sagen, dass ich sie nicht erkannt habe? Drei Wochen vorher hatten wir Klassentreffen und kein Wort von Krankheit oder Kur. Und dann steht sie vor mir, mit Glatze und fragt zaghaft: Mandy???
    Ich sag dir, dass war eine Freude und von dem Tag an waren wir immer schwimmen. Sie durfte allerings nur Rückenschwimmen, da sie auch an Brustkrebs erkrankt war.

    Ich finde es übrigens toll, wenn man noch auf eine solch agile Mama verweisen kann…

    Lieber Gruß an dich. Mandy

    • ach ja, die reha 😆

      das erinnert mich doch an vergangenen juni. ich habe übrigens aus der reha gebloggt und übelst getratscht. findest du bei mir unter der kategorie brustkrebs.

      liebe grüße, katerwolf

  2. *Grööööhl!* 😆 „Kleiner Schwimmteufel“! Ist das Klasse!
    Wenn ich die Saunalandschaft des nahe gelegenen Hallenbads aufsuche, dann bewundere ich immer über die Maßen jene Damen, die auch nach einem ausgedehnten Aufguß in der 100-Grad-Blockhaus-Sauna perfekt gestylt und geschminkt einher schnörkeln. Da sitzt jedes Härchen, und nicht das geringste Tröpfchen Wimperntusche, Lidschatten bzw. Lippenstift ist verschmiert! Und da frage ich mich jedesmal: Wie machen die das bloß? 😉

  3. Hihi, Du trittst wohl in die Fußstapfen von Deiner Mama und wirst auch ein kleiner Schwimmteufel ;-).
    Die Geschichte von Deiner Mama ist mal wieder toll und Deine Mama ist es ebenfalls. Klasse.
    Hach, wenn ich es doch bloß mal schaffen würde, meinen Schweinehund zu überlisten. Ne, nicht wegen Schwimmteufel oder Verehrer :-))
    LG – Glasperlenfee

  4. Herrlicher Beitrag! Ich kann auf grund meiner Krankheit leider nur selten schwimmen gehen. Im Gegensatz zu allem anderen Sport verwandelt sich auch mein Schweinehund nur zu „etwas schnurrendem“, wenn ich reiten gehe oder schwimme 😛 LG

  5. noch eine Schwimmerin – wie schön 🙂

    und eigenartige Gesellen gibt es im Becken immer 🙂

    achja und wenn du nicht flirten willst und das Bahnen schwimmen zu langweilig – es gibt wasserdichte mp3-Player – wunderbar um die wunderlichen Mitschwimmer auszublenden und die Zeit vergeht auch schneller 🙂

  6. Ooooch, ich mag nicht gerne schwimmen, das ist mir zu naß und zu langweilig 😀
    Einnmal im Sommer ins kühle Nass, dann ist gut, mehr geht nicht, mehr will ich auch nicht und dürfen darf ich eh nicht ins Schwimmbad, bleibt nur das Meer.
    Meine Mutter würde im Wasser ertrinken…*gg*

    • ohjeh, dann geh mit deiner mama besser kaffee trinken 😉

      ich schwimme auch nicht sooooo gerne, aber als alternative zum joggen geht das schon….und wenn man drin ist, ist es gar nicht mehr so schlimm!

      liebe grüße, katerwolf

  7. Ich ziehe im Schwimmbad auch eher stoisch meine Bahnen… jedenfalls, wenn ich meinen Schweinehund überwinden konnte 😉 – und bin immer froh, wenn ich den lüsternen und abschätzigen Blicken behaarter alter Walfische einfach davon schwimmen kann…
    Kleiner Schwimmteufel :D…hihi
    Deine Mutter ist bestimmt ein beeindruckender Feger!

  8. Du hast mal wieder herrlich lebendig erzählt.
    Mit dem Schwimmen hab ich es überhaupt nicht.
    Daher meine Hochachtung, dass du es getan hast und so zielstrebig, super!

    Dazu noch die schöne Szene mit deiner Mutter, ich lach mich schief, Klasse!

  9. Schwimmteufel – das finde ich doch eine niedliche Anmache. 😉

    Und der mit den Netz, wollte nur nicht, daß sein Nachbar mit seinem Toupet stiften geht. Das wäre ein Spaß gewesen.

    Liebe Grüße Blubberball

  10. Du kleiner Schreibteufel Du, hi hi hi…

    „der ein einkaufsnetz auf dem kopf hatte und sich durch dasselbe die haare föhnte“ das raff ich nicht…

    Übrigens ein allerliebstes Elefantentierchen dort oben, könnt ich knuuuuutschen!!
    Liebe Grüße, Jule

    • ist extrem niedlich, oder? hat leider nicht in den koffer gepasst 😆

      zum netz: na, diese grobmaschigen einkaufsnetze! so eins hatte er auf dem kopf, über den haaren. und föhnte sich so die haare, durch das netz durch!

  11. Ach, was für ein herlich niedlicher Beitrag. Schon allein der Ausdruck: ‚ein Petzauge machen‘, der gefällt mir. Ob das wirklich so ein Greis war, immehrin hat er diese wunderschöne Sache mit dem „Schwimmteufel“ gebracht. Also kann er so ‚greisig‘ nicht sein 😉

  12. Liebe Katerwolf,

    das bedeutet aber auch, daß du gute Gene erwischt hast! Dann weißt du jetzt schon, daß du in vielen Jahren noch immer nett aussehen wirst. Jawoll, das ist ein Gesetz!

    Wunderbar, wenn Menschen so eine Aura haben 🙂

    Liebe Grüße an dich, Emily

    • ja, dankeschön!!!!!! meine mama ist allerdings, wie schon ihre mama auch, eher der weibliche typ, was ihre rundungen angeht. ich komm da ja mehr nach dem papa, so die marke lang und eher dünn ohne ausbuchtungen.

      aber mich halten die freunde meines sohnes in der regel auch nicht für die mama und baggern schon mal (und haben rote ohren, wenn sie erfahren, dass ich DOCH die mama bin) 😉

      liebe grüße, katerwolf

      PS: gehe heute wieder mit der mama schwimmen. habe neuen badeanzug.

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