Innere Antreiber oder: Warum es gut ist, nicht perfekt sein zu wollen.

knapp 1 woche nach meiner reha, geht mir das eine oder andere durch den kopf.

habt ihr schon mal von den sogenannten „inneren antreibern“ gehört? die psychologisch geschulten unter euch vielleicht schon. es handelt sich um individuelle verhaltensmuster, die unser handeln beeinflussen, uns „antreiben“ und oftmals mit der frage konfrontieren: „warum mache ich das bloß?“ es gibt deren viele, als beispiele lassen sich anführen: sei perfekt! oder: sei stark! oder: ich will von allen geliebt werden!

in der reha habe ich einiges darüber gehört und ich weiß nun, wie mein persönlicher, innerer antreiber heißt: sei perfekt! das passt tatsächlich gut, muss ich sagen. ich verstehe nun ein bisschen mehr, warum ich bei allem den drang habe, es darin zur perfektion zu bringen. auf dem siegertreppchen unter den ersten 3 sein zu wollen. annerkennung zu bekommen. und ich verstehe nun ein bisschen mehr, warum ich bei nahezu allem, das ich tue, unter druck stehe. gestresst bin. da sitzt in mir also gut versteckt ein galeerentreiber, der mich bei allem zu höchstleistungen antreibt und, wenn ich das nicht schaffe, tadelnd und enttäuscht den kopf schüttelt.

in der reha hat man uns aufgefordert, diesem inneren antreiber einen persönlichen leitsatz entgegenzustellen. meiner heißt: hakuna matata! und: ich gehe gelassen und heiter durch den tag! für so einen stressbeutel wie mich nicht gerade einfach. aber durchaus hilfreich. ich habe bereits in der reha ein paar dinge umgestellt. zum beispiel: sport. sport ist eine der besten kräfte im kampf gegen krebs. bei mir sah das in den letzten 1 1/2 jahren jedoch so aus, dass ich anfing, für die olympiade zu trainieren. ganz nach dem motto: je ausgepowerter ich von der joggingrunde nach hause komme, desto besser. nun habe ich gelernt, dass das falsch für mich ist. ich soll weiterhin 4 x die woche ausdauertraining machen. aber. nur in dem maße, dass ich nach jeder ausdauereinheit noch so fit bin, dass ich die gleiche trainingseinheit glatt noch einmal machen könnte. so habe ich mein laufen gegen nordic walking stöcke eingetauscht und laufe nun 3-4 x wöchentlich dynamisch klackernd durch den wald. nach 1 stunde bin ich ausreichend müde aber eben nicht erschöpft.

einen wichtigen, fest verankerten platz in meinem tagesablauf hat jetzt die regeneration. das war für mich ein schlüsselerlebnis in der reha. wenn man wie daniel düsentrieb durch den tag rauscht, hat man für regeneration keine zeit. sie findet meist dann statt, wenn man sich irgendwann völlig erledigt auf dem sofa wiederfindet und abends schon um 8 vor der glotze einschläft. ist gar nicht gut. nun beginne ich meinen tag jeden morgen mit den 5 tibetern oder dem yoga-sonnengruß. das ganze nimmt 10 bis 15 minuten in anspruch und danach starte ich ausgeruht und mit kraft in den tag. und wenn ich müde bin, bin ich müde. dann heißt das: ausruhen, liebe katerwolf. und nicht: oh gott, du bist schlapp, hilfe, schnell die laufschuhe an und ab in den wald, damit da wieder pepp reinkommt!

tja, man hat nur dieses 1 leben zeit, zu lernen, was gut für einen ist. in der regel wird man immer und immer wieder damit konfrontiert, bis man es lernt. oder eben nicht. besser, man kapiert es einfach mal. okay, okay, eventuell lebt man viele male und hat demzufolge viele leben lang zeit dafür. aber das ist mir zu kompliziert, ich konzentriere mich lieber auf das hier und jetzt. und bin voller guter vorsätze und bislang fleißig. und dabei heiter und gelassen 😆

der reha-psychologe hat uns das prinzip des persönlichen energie-haushaltens übrigens sehr plausibel erklärt:

„stellen sie sich vor, sie fahren auto. plötzlich leuchtet die kontrolllampe auf und signalisiert: sie fahren auf reserve. was passiert mit ihnen dann? sie erschrecken und denken: ohjeh, hoffentlich reicht der tank noch bis zur nächsten tankstelle. und sind fortan gestresst. nun stellen sie sich vor, sie selbst sind auf reserve. was passiert? sie ruhen sich ein bisschen aus und tanken die reserve nach. dann sind sie aber immer noch auf reserve. und sind demzufolge in einem dauer-sress-zustand. lernen sie einfach, nicht so lange zu fahren, bis sie auf reserve sind. tanken sie rechtzeitig und regelmäßig nach. am besten täglich. so dass sie morgens mit vollem tank starten und abends mit vollem tank einschlafen. dann schlafen sie auch besser.“

37 Gedanken zu „Innere Antreiber oder: Warum es gut ist, nicht perfekt sein zu wollen.

  1. Ich hoffe und wünsche es dir sehr, dass du deinem Inneren Galeerentreiber in Zukunft des Öfteren mal zu verstehen gibst, dass er dich ja net schikanieren soll! 😉 Sonst zwickt ihn der Joschi in die Wadln, und die Lola haut ihm einen Huf zwischen die E…r. 😉
    Herzlichst!

  2. Diese Ruhephasen sind sehr wichtig, denn unser Körper zeigt uns Grenzen auf, die sich dann zunächst im psychischen Bereich bemerkbar machen…also alles etwas ruhiger angehen lassen und den Perfektionismus zurückschrauben…das geht, dauert eine Weile, aber es funktioniert.

    Viel Erfolg.

    Herzlichst ♥ Marianne

  3. das mit dem ‚mit vollem tank einschlafen‘ werde ich mir gründlich durch den kopf gehen lassen. ich bin nämlich vor dem schlafen eigentlich auch immer schon richtig kaputt… meinen leitsatz hab‘ ich dir ja schon gesagt – der antreiber dazu ist im prinzip ’sei effizient und effektiv!‘.

  4. dann setzte es um..krempel DICH um und und fahre nicht VOLLDSAMPF..viel Glück bei der Umsetzung
    hört sich sehr gut an was da über den Stress steht…kann man gut annehmen wie man sich verhalten sollte.
    mit einem LG vom katerchen

  5. Ich könnte dir einen Kurs geben, einen Kurs in Hakuna matata, dazu singen wir dann: Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit….
    Lieben Gruss die total ruhige und gelassene, gemütliche Diva 🙂

  6. Diese neue Erkenntnis freut mich für dich. Wünsch` dir dass es so bleibt. Und übrigens bei unseren Treffen geht`s wirklich lustig und entspannt zu. Das ist es doch was jung hält (gefühlte 25). Gruß von kunstecht

  7. Danke, dass du uns diese wichtigen Info näherbringst.
    Sie sind für deine Leser genauso wichtig, wie für dich.
    Dir weiter alles Gute, und dass du diese Erkenntnisse so richtig verinnerlichen kannst, damit sie für dich selbstverständlich sind.

  8. „Die Sorgen sind fern…“, ja schieben wir die schlechten Gedanken von uns. Danke für diesen Beitrag, er hilft all denen, die im gleichen Boot sitzen und derer gibt es nicht wenig 😉
    Ich schicke Dir mal ein Foto….
    LG Carina

    • liebe carina, deshalb schreibe ich das ja. wegen allen, denen es genauso geht. irgendwie sitzen wir doch alle im gleichen boot, oder? der gedanke kam mir in der reha, als ich all die menschen dort um mich sah. wir teilen letztendlich alle das gleich schicksal. ob mit oder ohne solche sachen wie brustkrebs.

      alles liebe, katerwolf 😆

  9. „Voller Tank- was ist das?“ Das fiel mir grad spontan ein als ich den Post gelesen habe. Ich werd mir Dich mal als Vorbild nehmen (und dazu jetzt keinen abwinkenden Kommentar bitte *g*) und auf meinen Tank mehr achten. Aber nur, wenn Du so toll weitermachst wie bisher und es Dir egal ist/wird, ob Du darin perfekt bist :-).
    Alles Liebe
    Maria

    • liebe maria, das mit dem tank hat was, gell? es bringt die sache wunderbar auf den punkt und ist auch für solche „immer-vollgas-auf-der-überholspur“-hardliner wie mich (und offenbar auch dich) verständlich 😉

      hey, dann haben wir beide jetzt ne challenge, ok? die challenge heißt: der tank bleibt voll!

      danke dir und liebe grüße, katerwolf

  10. danke für diesen beitrag. ich ticke da ähnlich wie du: Sei stark und perfekt. nicht immer gut – du sprichst mir aus der seele. ich wünsch dir, dass du diesen gesunden kurs, den du jetzt hast beibehalten kannst!

  11. Och … nu ja… da kommt mir ja einiges bekannt vor 😉 Weißt du, im vergangenen Jahr wollte ich endlich meinen Halbmarathon laufen. Von der Strecke her schaffe ich es, aber ich muß zuvor trainieren. Laufen nach der Uhr also. Dazu kommt Intervalltraining und all so ein Kram. Aber in jedem Fall eine Herausforderung, die mich sehr gereizt hat. Bisher war ich ja immer eine leidenschaftliche Sonntagmorgen-Läuferin. Ich lief, so lange ich Lust und Spaß hatte. Sollte ich das aufgeben für die Idee, den Halbmarathon endlich geschafft zu haben? Hätte ich dann noch Freude beim Laufen? Vermutlich nicht. Und so habe ich den Gedanken aufgegeben. Wozu sollte ich mir das nehmen, was mir immer Spaß macht? Nur um zu beweisen, dass ich es kann? Und das in einer gewissen Zeit? Das ist doch schon mal ein Anfang oder? 😉

    Alles Liebe, Emily

  12. Hakuna Matata liebe Katerwolf,
    ja ja – der INNERE ANTREIBER – gehört habe ich ja schon davon, von DIR!
    Ich war mein Leben lang auf „Reserve“, aber jetzt nicht mehr. Ich bin offen für alles Neue, wenn es denn kommen sollte. Bis dahin habe ich jetzt mal eine „kreative Pause“ und mach nur das, was ich MÖCHTE. Das hätte ich niemals gewagt ohne die Erkrankung.
    Liebe Sonnengrüße von Dori

  13. Pingback: Zauberwort Spaß « Carpe tempus!

  14. Du hast ja einige wunderbare Gedanken aus der Reha mitgebracht – vergiss nicht sie immer „mitzunehmen“ -das kenne ich leider von mir… und dann ist der Tank doch wieder auf Reserve! Alles Gute dabei wünscht dir Rana

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