3 Wochen Indien: Ankunft in Delhi

wahnsinn, nach 20 jahren wieder nach indien! als mein lieber mann im september den vorschlag machte, nach indien zu fahren, war ich zuerst überrascht und dann aus dem häuschen. zum einen, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass ihn indien reizen würde und zum andern, weil sich in mir sofort die schatzkammer der wünsche öffnete. seit ich vor 20 jahren das erste mal in indien war, und vor 12 jahren das zweite mal, schlägt ein großer teil meines herzens definitiv in diesem wunderbaren land. und ich wollte immer mal wieder hin.

wir entschieden uns für eine gruppenreise. unsere erste überhaupt. bislang zählten wir uns immer zur gruppe der individualreisenden, mit hang zum abenteuer. aber man wird nicht jünger, und indien in form einer begleiteten reise zu erkunden, erschien uns als der bequemere weg. eine klassische studienreise indes schreckte uns ab, da wir befürchteten, uns in einer gruppe steinalter bildungsbürger zu tode zu langweilen. so fiel unsere wahl auf einen reiseanbieter, der vergleichsweise individuelle, von der altersstruktur her gemischte, gruppenreisen anbietet. es wird gewandert, geritten, geradelt, je nachdem, und man macht bekanntschaft mit land und vor allem leuten.

mein mann bekam im letzten moment noch etwas bauchweh, als er die liste der teilnehmer sah. 18 personen, davon 9 alleinreisende frauen. irgendwie keimte in ihm die angst, dass er 3 wochen mit ältlichen grundschullehrerinnen verbringen müsste, die ihn unentwegt belehren. so blickte er schon auf dem münchner flughafen suchend um sich. tatsächlich schien unsere abflughalle voller frauen, die haargenau in dieses muster zu passen schienen. ha ha 😆

der flug nach delhi ist gar nicht mal so lang. nach knapp 7 stunden standen wir am gepäckband und kurze zeit später rollten wir unsere reisetaschen in die ankunftshalle. müde und neugierig ob der gruppe, die wir gleich sehen würden. große erleichterung. wir fanden einen recht bunt gewürfelten haufen individueller zeitgenossen, die alle freundlich und sympathisch wirkten. und genauso aufgeregt wie wir. eine weitere positive überraschung war unser reiseleiter. sohan, ein einheimischer tour guide aus rajasthan, der uns in sehr gutem deutsch willkommen hieß. man spürte sofort, dass er humor hatte. so begrüßte er uns im bus mit den worten, die uns die ganze reise lang begleiten und bei laune halten sollten:

„liebe gäste, herzlich willkommen in indien. wir werden jetzt 3 wochen wie eine familie sein. in indien sagt man, wir werden eine kaste sein. ich bin seit 20 jahren reiseleiter. meine erfahrung hat mich gelehrt, dass es 3 arten von reisegruppen gibt: lustig, lästig, listig. wenn wir alle aus der lustigen kaste sind, werden wir viel spaß zusammen haben. wenn wir aus der lästigen oder listigen kaste sind, werden wir weniger spaß haben. sie können das entscheiden. ich bin aus der lustigen kaste. meine ganze familie ist aus der lustigen kaste. und wenn sie auch aus der lustigen kaste sind, habe ich viel bessere energie für diese 3 wochen.“

tatsächlich erwies sich unsere gruppe eindeutig als lustige kaste. und wir sollten auf unserer reise viele, viele reisegruppen treffen, die defintiv nicht aus der lustigen, sondern vielmehr aus der lästigen kaste stammten. aber dies war nur eine von vielen klugen und lustigen weisheiten, die sohan mit uns teilte und die mich hoffentlich auch hier, nach meiner rückkehr, noch eine weile durch den alltag begleiten werden und mir ein schmunzeln ins gesicht zaubern werden. denn ich werde spätestens ab morgen wieder viele, viele mitglieder der nicht-lustigen kaste treffen 😉

delhi. 10 minuten nach der abfahrt vom flughafen. erster blickkontakt aus dem busfenster. kulturschock.

 

was für ein chaos. wo kommen denn all die menschen her?

 

und tiere?!

 

 

völlig erschlagen saßen wir im bus und sahen fassungslos aus dem busfenster. ein absolut irrer verkehr aus autos, lastern, tuktuks, menschenmassen, karren mit vorgespannten ochsen, kamelen, pferden, eseln, überall tiere, kühe, ziegen, hunde, die mit einer mischung aus gelassenheit und pfiffigkeit kreuzungen überquerten, die ich mich erst ganz am ende der reise wagte zu überqueren. und auch dann mit der ungewissheit, die gegenüberliegende seite lebend zu erreichen. das thema verkehr und straßenszenen ist in indien so beherrschend und faszinierend und überaus lustig, dass ich in den nächsten tagen einen eigenen bericht darüber verfassen werde.

ach ja, das hier ist übrigens ein tuktuk:

 

und über allem: ein hupkonzert, das weltweit seinesgleichen sucht. jeder hupt. alles hupt. immer und zu jeder zeit. blow horn steht hinten auf allen lastern und den meisten anderen vehikeln.

 

die hupe ersetzt den blinker, die ampeln und den rest der verkehrszeichen. dieser völlig irre lärm macht einen zunächst wahnsinnig, später, wenn man sich an ihn gewöhnt hat, wird er einem vertraut, und jetzt, wo ich wieder zuhause bin, vermisse ich ihn. mein gott, ist das still hier. und so leer. wo sind denn alle hin? gab es, während ich weg war, etwa einen atomaren angriff, und ich habe nichts davon mitbekommen? ich glaube, ich habe einen kulturschock.

zurück nach delhi. ungeachtet unserer müdigkeit und hochgradigen verwirrung tauchten wir gleich nach unserer ankunft bis spät in den abend in das pulsierende gewühl delhis ein, ließen uns reinfallen und wurden im laufe der nächsten wochen teil davon. teil dieses mächtigen herzschlags. wir sahen gleich am ersten tag die pracht neu delhis, das chaos alt delhis, die neusten und teuersten autos auf der straße und die ärmsten der armen auf den bürgersteigen leben und schlafen. wir sahen hochzeiten mitten in diesem gewühl. überhaupt sahen wir unglaublich viele hochzeiten, was daran lag, dass wir indien in einer zeit bereisten, in denen die hochzeitssterne so günstig standen wie lange nicht mehr. in indien wird streng nach astrologischen gesichtspunkten geheiratet. die straßen waren voller bunter hochzeitspaare, schneeweißer, bunt geschmückter hochzeitspferde und tanzender hochzeitsgesellschaften.

das kann man sich in etwa so vorstellen:

 

 

 

bevor wir am ersten tag alle völlig erledigt ins bett fielen, entführte uns unser reiseleiter sohan noch in einen tempel. in einen sikh-tempel, genauer gesagt. dort fand gerade die allabendliche religiöse zeremonie statt. was für ein fest! wir liefen staunend umher wie die kleinen kinder vor dem weihnachtsbaum. bunte menschenscharen überall, pilger, reiche, arme, kinder, alte. ich sah einen mann im tempel in traditionellem gewand, mit mächtigem turban und einem säbel, der in seinem Iphone surfte. und ich warf einen blick in die tempelküche, in der allabendlich in riesigen behältern essen für die armen gekocht und ausgeteilt wird.

 

 

 

und das alles am 1. tag, wahnsinn! dieser erste tag weckte lust auf mehr. weckte erwartungen. und ich kann euch sagen: all dies wurde in den kommenden 3 wochen erfüllt. indien ist wunderbar. mehr davon. mehr.

49 Gedanken zu „3 Wochen Indien: Ankunft in Delhi

  1. Liebe Katerwolf,
    wow – Du bist schon wieder zurück? Ohne Worte, wie schnell ist die Zeit wieder vergangen!
    Danke für die schönen Eindrücke und die tollen Fotos. Nach Indien will ich schon mein Leben lang reisen, bisher hat es noch nicht geklappt.
    Einen schönen 1. Advent für Dich von Dori

  2. liebe dori, ich kann dir nur sagen: auf nach indien!

    es scheint, die zeit hier ist langsamer vergangen als bei uns auf der reise. ich habe das gefühl, monate weg gewesen zu sein.

    alles liebe für dich und ebenfalls einen schönen 1. advent 😆

  3. Was für ein Start!!!! Ich bin schon jetzt völlig fasziniert.
    „Mehr, mehr!“ schrie der kleine Häwelmann, aber mach erstmal weiter mit eingewöhnen!
    Einen schönen 1. Advent und einen guten Re-Start ins Arbeitsleben. Hoffentlich hat sich alles ein bisschen sortiert in deiner Abwesenheit.
    Liebe Grüsse, Knuddler für Joschi, bei uns kommen heute der Patenonkel mit Frau zum Familienkaffee. Aber das wird nett!

    • liebe brigitte, das freut mich, dass dir mein reiseeinstieg gefällt und ich verspreche mehr 😆

      ich wünsche dir und deiner familie einen wunderschönen 1. advent und einen nasenstüber von joschi soll ich dir schicken!

  4. Liebe Katerwolf,
    mit großem Interesse habe ich Deinen Bericht und die Fotos verschlungen.
    Welch ein überwältigendes Erlebnis!
    Ja, bitte, gib mir mehr davon.

    Und ganz lieben Dank für die Inspiration, denn ich habe soeben beschlossen:

    Ich bin aus der LUSTIGE KASTE !!!

    Einen schönen Adventssonntag Dir und Deinen Lieben
    wünscht sweetkoffie

  5. Das ist aber schon mal ein super Einstieg, der Lust auf mehr macht. Schön, dass du ein wenig über die Vorgeschichte schreibst und dann lässt du uns richtig voll reinplumpsen, so wie es euch wohl auch gegangen ist.
    Herzlichen Gruß
    April

  6. Indien wäre jetzt nicht mein bevorzugtes Reiseziel, aber das klingt sehr interessant.

    Das mit dem Verkehr hatten wir in der Dom. Rep. auch. Wir saßen im Bus und ich hab mich köstlich amüsiert… 😀

  7. Pingback: Dreams Herz tanzt Bollywood « dreamsandme

  8. Ist das schön, dass du mir so lebendig und fantasievoll von der Reise berichtest – denn ich freue mich jetzt schon auf alle Fortsetzungen – denn ich selbst werde nie in dieses Land fahren (auch in hunderttausend andere nicht) – doch hier ohne Lärmpegel lesen zu können,ist traumhaft schön. Am Bildschirm könnte ich – falls nötig – die Lautstärke dezimieren oder abschalten – und das könnte ich dort leider nicht.
    Meeeeeeeeeeehr, bitte meeeeehr! sagt
    Clara

  9. Na dann auch von mir erst mal Herzlichen Glückwünsch nachträglich 😀 Schöne Fotos, besonders die von den Hochzeitsgesellschaften + geschmückten Pferdchen 😀

    Liebe Grüße und einen schönen 1. Advent 🙂

  10. Ahhhhhhhhhh!!! Du bist wieder da *umrenn*

    Wie schön! Und natürlich habe ich mit Spannung schon deine Beiträge gelesen! Also ich gehöre der lustigen Kaste an. Das steht schon einmal fest.
    Bei den Bildern bin ich gleich eingetaucht in die schöne Welt. Oh man, ich will da dringend mal hin!

    Danke dir fürs Mitnehmen und alles Liebe, Emily

    • ja, liebe emily, du gehörst definitiv der lustigen kaste an *nick*. ich werde nie vergessen, wie du dich mal opfern und an meiner stelle betrinken wolltest, als ich noch in meiner „ich darf noch nichts trinken phase“ war 😛

      emi, fahr hin. fahr hin. unbedingt!

  11. Unsere Tochter hat auch mal an einer Hochzeit teilgenommen. Die Fotos davon sind wahrlich beeindruckend, auch was sie dazu zu erzählen hatte. Ihre Arbeitskollegin hat halt daheim geheiratet.
    Was ihr am ersten Tag schon alles erlebt habt, ist ja unglaublich.
    Danke für den tollen Bericht. Und es ist schön, dass ihr heil wieder heimgekehrt seid.
    Liebe Grüße
    Bärbel

  12. Das ist ein wahrlich schöner Einstieg. Auch ich bin gespannt auf mehr…
    Ich bin sicher, mit DIESEM Reiseleiter allein hattet ihr schon eine Menge Spaß 😆

    Liebe Grüße in den Montag,
    Anna-Lena

  13. Liebe Katerwolf, schön dass Du wieder da bist!
    Ich habe gerade im wilden Internet ein neues Wort gelernt, dass den Auftakt Deines Reisetagebuches ganz treffend beschreibt:

    PHWOOOOOAAAAAR!

    Freue mich auf mehr 🙂
    Liebe Grüße
    Silke

  14. Eine wunderschöne Reise die in mir eine tiefe Sehnsucht weckt,irgendwann muss ich wieder nach Indien und diesmal nach Norden, der viel interessanter als der Süden ist, geheimnisvoller.,Kontrast reicher.

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