unsere nächste etappe führte uns von agra nach karauli. das liegt südwestlich von agra. ich kann an dieser stelle schon mal sagen: am ende dieser etappe blickten wir äußerst zufrieden und aufgekratzt auf einen ereignisreichen tag zurück.
wir fuhren lange über land, die dicht besiedelten städte ließen wir hinter uns und draußen zog nun das ländliche indien an uns vorbei. das sehr schön ist. es wirkt idyllisch, geordnet, strukturiert. ein krasser gegensatz zu dem überbordenden chaos der urbanen gebiete.
so sieht ein typischer aus-dem-busfenster-blick auf das ländliche indien aus:
unsere erste tagesetappe führte uns in das UNESCO-weltkulturerbe fatehpur sikri. rajasthan ist berühmt für seine imposanten baudenkmäler und das taj mahal ist nur eins davon. wenn man das taj mahal sieht, denkt man, da kann nichts mehr kommen, das einen nachhaltig beeindrucken kann. es kann. und zwar nicht zu knapp. am ende der 3 wochen hatten wir das gefühl, eine der schönsten historischen bauwerke der welt gesehen zu haben. fatehpur sikri schein auf uns gewartet zu haben. wir waren die ersten besucher. und über fatehpur sikri lag eine ganz besondere atmosphäre, der man sich nicht entziehen konnte. es schien fast, als könnte man ein wenig von der großen moghulzeit nachspüren.
das lag zu einem großen teil auch an sohan, unserem reiseleiter. sohan war ein quell historischer geschichen. er erzählte leidenschaftlich die geschichten der großen moghulkaiser, ihrer großen lieben, kriege, hofintrigen, und wir waren mittendrin. was für ein guter erzähler sohan war! er erzählte mit einer völligen selbstverständlichkeit ereignisse aus längst vergangenen zeiten, als wäre er selbst dabei gewesen, und seine geschichten über die unzähligen hindu-götter waren für ihn eine feste, historische tatsache. über jeden zweifel erhaben. am ende glaubte ich es auch. es war übrigens einer seiner tricks, immer dann, wenn er keine passende antwort auf eine frage hatte, das thema geschickt auf seinen lieblingsgott krischna zu lenken 😉
einen nächsten zwischenstopp gab es in bharatpur, dem großen vogelnationalpark rajasthans mit über 400 vogelarten. unsere anfänglichen zweifel, das könne eine öde angelegenheit werden, lösten sich im nu in luft auf. bereits nach kurzer zeit sahen wir von unserer fahrradriksha aus, mit der wir den park durchstreiften, bunte störche beim brüten. ich wusste gar nicht, dass es solche vögel gibt. unvergesslich.
weiter ging es richtung karauli. sohan überraschte uns nach einer kurzen weiterfahrt mit einem stopp am wegesrand und servierte uns rum mit cola aus plastikbechern. giggelnd standen wir am straßenrand, tranken unseren cocktail und wurden 100-fach von vorbeifahrenden fahrzeugen (busse, laster, traktoren, kamelwagen) angehupt, angewunken und angehelloed. und dann überraschte er uns ein weiteres mal. offenbar hatte sohan beschlossen, dass wir, am dritten, tag, soweit waren, ein bad in der menge zu nehmen. so hielt unser bus in einem kleinen städtchen an der seite an und spuckte eine gruppe schüchterner, bleicher touristen aus, die ein wenig unsicher, einer nach dem andern, sohan hinterherstolperten. muss ein köstlicher anblick gewesen sein. unsere anfängliche unsicherheit machte aber schon nach wenigen augenblicken einer unbändigen neugier und lust platz. lust auf die bunte menge, die uns sofort umschloss, lächelte, hello rief, uns begleitete, sich mit uns fotografieren ließ und einfach, ja, einfach nur super nett war. alle. wie einfach es doch sein kann, gut gelaunt und freundlich zu sein, dachte ich in mich hinein. seht selbst:
und dann passierte etwas sehr, sehr lustiges. plötzlich tauchte in der menge ein mann auf, der sich als reporter des lokalen fernsehsenders vorstellte und uns als celebrities interviewte. was für ein spaß. um uns herum johlte und applaudierte die menge und wir kamen aus dem lachen selbst nicht mehr heraus. was für eine überraschung!
als wir wieder in den bus stiegen, wurden wir von einem triller-, pfeif- und johlkonzert begleitet wie michael jackson auf dem höhepunkt seiner karriere. wir sind popstars.
am abend wartete dann die letzte große überraschung auf uns: unser hotel. wir übernachteten in einem ehemaligen stadtpalast der könige von karauli, das nun zu einem hotel umgebaut ist. die überraschend junge königin lebt noch darin. das wow stand uns allen im gesicht geschrieben. ich sagte ja zu anfang: ein ereignisreicher tag.
Wahnsinn 😀 Wieder ein toller Beitrag, ich krieg gar nicht genug von dem Reisebericht. Bitte mehr davon 😀
aber gerne doch, ich danke dir für dein so positives feedback 😆
Hat jedes Zimmer seinen Privattier oder gibt es auch andere Tiere, die man sich aussuchen konnte?
Neugierig fragt Clara
Was hast Du denn gegen Tiger *giggel*
das war die empfangshalle, ich glaube, im zimmer hätte mich das tigertier gegruselt. auch wenn ich tiger sehr liebe 😆
Genial! Ich bin ja nicht so der Indienfan, trotzdem lese ich Deinen Bericht mit großem Interesse (und bin neugierig auf die Fortsetzung). Dieser Tag hätte mir auch Spaß gemacht! Klasse! Und wunderschöne Fotos!
oh, das freut mich aber sehr, liebe inch, dankeschön 🙂
oh, geil. besonders cool finde ich in diesem kontext das foto von den typen mit dem handy :D… – wie alt war denn die königin ungefähr?
die beiden waren cool und superlustig. es gab dann noch verschiedene foto-konstellationen mit ihnen.
die königin war so, hm, anfang vierzig?
Tolle, eindrucksvolle Fotos und wie immer ein supertoller Bericht. Diese vielen lächelnden Gesichter sind toll. Für mich grad ein enormer Kontrast zu den Klinikgesichtern 😉
lieben gruss sue
liebe sue, dann wünsche ich dir von herzen, dass du durch meine bunten bilder ein wenig in die ferne reisen kannst, fern der klinik *lieb drück?
Das klingt alles sehr schön…ich kenne ja den Norden Indiens nicht so gut….daher ist vieles was Du schreibst auch neu für mich. Danke für die Berichte 🙂
na, du bist doch sooooo weit weg auch nicht, vielleicht mal nen kleinen abstecher?
alles liebe!
Was für Erlebnisse. Wenn jeder Tag so prall voll war mit Eindrücken, wie konntet Ihr dann abends zur Ruhe kommen?
Tja, die Königin ist mit Anfang 40 wirklich noch jung. Wenn man so seinen letzten Kindergeburtstag gefeiert hat, verschieben sich die Perspektiven.
LIebe Grüsse und einen schönen 2. Advent, ma chère!
danke dir, meine liebe. also: wir sind abends meist völlig platt (und vollgefuttert) in die heia gefallen 😆
auch dir einen schönen, gemütlichen 2. advent
Die Störche sind ja wunderbar.
Überhaupt, der ganze Bericht ist wieder spannend und schön erzählt.
Den Tiger bräuchte ich nicht in meinem Zimmer.
ja, die störche waren wirklich ganz, ganz wunderschön, war völlig fasziniert!
alles liebe wünsche ich dir 😆
Auf allen deinen Bildern finde ich sehr hübsche und freundlich blickende Menschen. Ich denke, es ist deren besondere Mentalität.
Danke fürs Mitnehmen, liebe katerwolf.
Habt einen schönen 2. Advent.
Herzlich,
Anna-Lena
liebe anna-lena, da hast du genau recht: hübsche, lachende, freundlich dreinblickende menschen, wohin das auge schaut. das ist es, was indien so unglaublich sympathisch macht und einem das herz klaut.
auch dir einen wunderschönen advent 😆
Wenn ich da an die so oft finsteren, muffigen und verschlossenen Gesichter hierzulande denke. Und dabei fehlt es uns im Grunde genommen doch an nichts…
das wird einem im solchen momenten erst richtig bewusst!
Ja WOW!!!
Wie viel brauchen wir um glücklich zu sein? 😉
glück ist auch eine frage der einstellung, hab ich mir dort gedacht.