Bilanz meiner Reha auf Sylt

so, da bin ich also wieder zurück zu hause. back home. gestern morgen noch ein tränenreicher abschied auf sylt: alle haben geweint, nur leuko-robbie bewahrte die fassung (sichtlich schwierig allerdings). wir kamen uns vor wie in der topmodel-WG bei der wöchentlichen entscheidung 😉

gestern saß ich dann 10 stunden im zug und hatte viel zeit, die 3 wochen gemächlich revue passieren zu lassen. im propevollen zug, in dem viele im gang auf ihren koffern saßen. ich hatte reserviert und plagte mich zunächst 4 stunden mit einem glatzköpfigen, dicken, leicht miefenden sitznachbar herum, der unentwegt irgendwelche mitarbeiter via blackberry niedermachte oder aber selbst von vorgesetzten niedergemacht wurde. UFF. er wurde dann auf halber strecke durch einen neuen sitznachbar ersetzt, der pomadierte haare hatte, einen dunkelblauen blazer mit goldenen knöpfen trug und mit wichtiger miene eine biografie von mussolini las. UNHEIMLICH.

aber zurück zur reha: sie war einfach nur toll. und ich hatte großes glück, dass sie mir so gut getan hat. eins möchte ich vorneweg sagen: die nordseeklinik auf sylt ist einfach nur klasse. tolle räumlichkeiten, alles hell und gepflegt; die nähe zum strand und die einbezugnahme des strandes in das therapie-programm unvergleichlich; kompetente ärzte, die immer ein offenes ohr für einen haben und sich zeit nehmen; therapeuten, die sehr kompetent und immer freundlich sind; ein breit gefächertes therapieangebot; gutes essen UND: sylt, sylt, sylt. ich kann die klinik nur empfehlen und würde selbst jederzeit wieder hinfahren.

was habe ich aus den 3 wochen mitgenommen? kraft. körperliche fitness. geistige stärke. seelische ausgeglichenheit. einen klaren blick auf meine situation und das, was mich jetzt erwartet. abstand. glück. ein paar bombensichere übungen von meinem unschlagbaren psychologen dr. mittland (hey, dich werde ich nie vergessen). syltbräune 😉

ich glaube, so fit wie jetzt, war ich im leben noch nicht. ich sehe aus wie ein kraftpaket. musste heute erstmal meine energie loswerden und war joggen, schwimmen und fahrradfahren 😆

ich habe in der reha sehr, sehr nette menschen kennengelernt. mir ist bewusst geworden, dass auch krankheit, mag sie noch so schwer sein, nicht gleichzeitig auch bedeutet, dass das leben nicht mehr lebenswert ist. vielleicht kann ich sogar sagen, dass ich noch nie im leben auf einem fleck so viele positive, zuversichtliche, lebensfreudige menschen getroffen habe, wie in den letzten 3 wochen. sicher gab es auch die meckerer und deprimierten, aber mit denen habe ich mich nicht abgegeben. statt dessen mit all den vielen menschen, die gut drauf waren. sei es mit krebs, bandscheibe oder sonstigen schlimmen dingen. im mittelpunkt stand bei allen das leben und der unbändige willen es zu genießen, egal was kommt. mich hat das zutiefst beeindruckt.

hut ab! chapeau!

ich habe in den letzten 3 wochen sehr viel glück erfahren – mehr als in den letzten jahren. das mein ich wirklich. ich sehe mein leben wieder vor mir und ich habe das gefühl, es intensiv zu spüren und zu lieben und es anzunehmen mit allem, was es im moment für mich bereit hält. kein platz für unzufriedenheit und selbstmitleid. keine zeit. viel zu viel vor. viel zu viel schönes.

ich erlebe, was viele in meiner situation erleben: erst wenn etwas scheinbar unendliches endlich wird, lernt man es richtig zu schätzen. in diesem fall: das leben.

nun gilt es also weiterzugehen, meine vorsätze weiterzuverfolgen, die da wären: jeden tag sport zu treiben, in jedem fall wieder zu reiten und ansonsten mein leben zu genießen.

die nächste hürde kommt am 20. juli, da fange ich wieder an zu arbeiten, 6 wochen wiedereingliederung und dann wieder voll. holdrio!