ich musste gestern schnell noch was in meiner bank erledigen. die bank ist eher eine kleine filiale. als ich den schalterraum betrat, waren vielleicht 5 kunden und gleiche anzahl angestellte drin. mir fiel sogleich eine bestimmte kundin auf. ich sah sie nur von hinten, das, was ich sah, war jedoch ungewöhnlich: korpulente gestalt, flammend rote haare, grüne weste, lila rock, blaue strümpfe, lila stiefel. sie füllte sozusagen den ganzen schalterraum mit ihrer unübersehbaren präsenz aus. ich stellte mich an den schalter nebendran und linste neugierig zu ihr rüber: hmmmm, ich schätze mal, so ende 50.
da stand sie und wurde von einer sehr adretten, jungen, sehr korrekten bankangestellten bedient. schöner gegensatz die beiden. beide sprachen sehr laut, d.h. zunächst nur die bunte tante und zunehmend dann auch die bankangestellte. ich konnte also nicht umhin, zuzuhören. so wie alle anderen, die in der bank waren.
bunte tante: „also ich würde die ganzen raser ja einfach wegsperren. ratztfatz weg. sind ja eh nur die männer, die so rasen.“
bank-tante (mit spitzem mund): „ich würde das nicht so pauschalisieren. es gibt auch genügend frauen, sie nicht autofahren können. sie schleichen mit tempo 50 in tempo 100 zonen rum, so dass man sie überholen muss und dadurch kommt es auch zu unfällen.“
bunte tante: „ach QUATSCH! ist doch egal. frauen rasen aber nicht. männer rasen. und warum? weil sie potenzprobleme haben.“
um mich herum hörbare stille. ein männlicher kunde, typ bossanzug, schnauzbart, glänzende schuhe, schrumpft neben mir sichtlich zusammen.
bank-tante (völlig pikiert und nun auch laut): “ also das finde ich GAR nicht. frauen fahren genauso schlecht auto wie männer. das kann man so nicht sagen.“
bunte tante: „PAPPERLAPAPP! ich sag ihnen mal was, junge frau: männer waren früher jäger und sammler. heute können sie das nicht mehr machen. deshalb und weil sie keinen hoch kriegen, setzen sie sich in ihre karren und fahren menschen tot. so ist das nämlich.“
zufriedener abgang bunte tante. fassungsloses schweigen im schalterraum. ich war die einzige, die herzlich lachen musste. dann wieder übergang zur tages-routine.
ich verließ die bank zeitgleich mit dem schnorresmann. er bestieg vor der bank sichtlich unwohl einen riesigen, glänzenden, BMW und fuhr gaaaaanz langsam vom parkplatz.