Wir reisen heute tatsächlich ab, was für eine Tragödie! Zum Abschluss nun zwei besonders interessante Kategorien: Der Primat und der Nörgler. Beide kommen im Cluburlaub häufiger vor, als einem lieb ist. Den Primat erkennt man, je nach Preisklasse des Clubs, an seiner auffälligen Kleidung. Sie reicht von Oberhemd mit riesigen Aufnähern teurer Labels zu Designerjeans noch teurerer Labels mit weißen Nähten; Jogginganzüge zu Badelatschen; bis hin zu Sportshorts, Unterhemd und Adidas- Latschen. Sehr beliebt sind auch Shirts mit mannshohen Lettern des heimatlichen Fußballvereins, der die Club-Primaten gleich in feindliche Lager einteilt. Mag die Bekleidung auch unterschiedlich sein, so verbindet den Primat ein charakteristisches Zeichen: ein völlig debiler, stumpfer Gesichtsausdruck. „Häääh??“ Grunz. Eierkratz. Der Primat bleibt gottseidank unter sich und paart sich auch nur mit der von daheim mitgebrachten Dumpfschnecke. Anders Der Nörgler. Er bleibt nicht unter sich. Leider. Fleißig durchstreift er das Clubgelände und sucht nach Dingen, die nicht funktionieren. Und findet sie auch. In ausreichender Menge. Türen, die nicht schließen, tückische Stufen, Ruhezonen, in denen Menschen ihre Bücher zu laut umblättern, etc. Er ist grundsätzlich mit nichts zufrieden. Der Flug war grauselig, das Hotelzimmer ist es auch, das Personal unfreundlich, und dann das Essen, eine Zumutung! Will man ihn etwa vergiften? Und dann spricht in der Türkei keiner fließend Deutsch! Aber das ist ein Irrtum, denn viele Türken sprechen sehr gut Deutsch, er versteht sie nur nicht, weil sie Hochdeutsch sprechen. Tagsüber ist ihm zu kalt, nachts zu heiß. Nachts ist es ihm zu laut, da es doch tatsächlich Menschen gibt, die gute Laune haben und zum Spaß im Urlaub sind. Und überhaupt, zuhause ist es doch immer noch am schönsten. Leider bleibt er nicht dort, sondern reist in die Ferne, um dies allen dort weilenden Menschen Kund zu tun. Der Nörgler würde sich mit allen Kategorien gerne paaren-wenn er könnte. Es will sich nur keiner mit ihm paaren. Deshalb poppt er seine heimische Erna und rächt sich an allen anderen, indem er sie mit seiner Mängelliste zu Tode langweilt. So, ihr Lieben, jetzt schnell die Koffer packen, frühstücken und ab in den Flieger. So long!
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Überleben im Cluburlaub: Der Individualist und der Einsame
Sehr schöne Kategorie, das. In jedem Cluburlaub trifft man den einen oder anderen Individualisten. Er ist, hm, einfach anders. Man erkennt ihn sofort, sei es an seiner leicht exzentrischen Kleidung oder daran, dass er sich abseits hält. Er hält sich von größeren Gruppierungen fern, ist kultiviert, liest Platon und macht sein Ding. Der Indivudalist verfügt in der Regel über Bildung und Humor und ist eine Bereicherung, da man mit ihm, wenn man abends zufällig mit ihm am Achtertisch landet, über viel mehr als den Golfabschlag an Loch 3 reden kann.
Auf den ersten Blick kann man ihn leicht mit der Kategorie Der Einsame verwechseln. Mit dem Unterschied, dass sich der Individualist freiwillig absondert, Der Einsame hingegen einsam kommt und meist einsam bleibt. Weil er das braucht oder weil man ihn nicht ertragen kann. Der Einsame tut einem manchmal leid, so dass man abends am Achtertisch besonders nett zu ihm ist. Und damit belohnt wird, dass er sich im Alleingang 2 Flaschen Wein reinpfeift, 2 Päckchen Zigaretten schlotet und einem detailliert seine gesamte Lebensgeschichte mit allen Höhen und Tiefen offenbart. Über Stunden.
Es gibt hier zuweil Überschneidungen mit Dem Club-Irren. Den muss man sich so vorstellen wie den Dorfidioten. Hier gibt es momentan 2. Der Club-Irre sieht meist sehr exzentrisch aus, man hält ihn zunächst für einen Individualisten, stellt jedoch zeitnah fest, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat. Er trägt gerne bunte Hosen und individuelle Kopfbedeckungen. Mit ihm will man nicht wirklich am Tisch sitzen, weil er einem ganz, ganz merkwürdige Dinge erzählt, bei denen man nicht weiß ob man drüber lachen soll oder nicht. Zum Beispiel über seine Theorie, dass man bei einem Hammam-Besuch fremdgewaschen wird, vor allem, an welchen Körperstellen.
Wie schon Der Urlaubs-Familienvater, können sowohl Der Einsame als auch Der Clubirre zur Kategorie Der Aufreißer mutieren. Mitunter mit einer beachtlichen Trefferquote. Besonders amüsant ist dann die Beobachtung, wie der Clubirre an den Kategorien Highheel-Tante und Aerobic- Schnepfe herumgräbt, da ihn diese irrtümlicherweise für einen reichen, alleinstehenden, leicht exzentrischen Herren halten.
Der Aufreißer ist übrigens zu einer hohen Prozentzahl weiblich. Es ist erstaunlich, wie viele Allein- und in kleinen Gruppenreisende Schlampen es im Club gibt. Die bevölkern jeden Abend aufgebrezelt bis unter die Augenbrauen die Poolbar und gehen an alles, was auch nur ansatzweise männlich und allein ist. Letzteres ist kein Hindernis, denn begehrte Objekte sind auch Gatten, die nur mal eben kurz alleine sind. Es gibt Gerüchte, dass vor 2 Monaten ein seriöser Familienvater mittleren Alters kurz zur Toilette wollte und nie mehr zurückkehrte. Man munkelt, er sei das Sexspielzeug einer Gruppe Golferinnen aus Zürich geworden.
Überleben im Cluburlaub: erziehungsfreie Pestbeulen
Aus gegebenem Anlass folgt nun eine Zusatzkategorie, die erziehungsfreie Pestbeule: „Oooohhhhnee, ooo-hoooo-ne, ooooohneee hab ich gesagt!“ schallt es vom Mittagsbuffet zu uns herüber. Kurzer Blick über die Schulter: ein etwa 9-jähriger Rotzlöffel lehnt am Hamburgergrill und erteilt dem netten Türken hinter dem Grill feldwebelmäßig Anweisungen, dass es ohne Zwiebel, Tomaten, Soße und alles sein soll. Ohne Bitte ohne Danke, einfach nur unfreundlich. Der nette Türke entschuldigt sich und legt einen neuen Hamburger auf den Grill. Der Gatte, sichtlich not amused über den Ton des jungen Mannes, schlendert zu ihm, beugt sich zu ihm herab und flüstert ihm ins Ohr: „Freundlich, bitte!“ Verständnisloser Blick seitens des Jungen.
Kurze Zeit später am Pool: ein Mädchen will nicht aus dem Wasser. Mutter versucht freundlich lange Zeit alles Mögliche. „Marie-Clare-Emma-Luise, würdest du bitte jetzt aus dem Wasser kommen, Mami ist sonst gaaanz, gaaanz traurig!“ Kind ignoriert das geflissentlich. Als es schließlich nicht drumherum kommt, gehts los: Wutanfall, Zornesausbruch, wildes Beschimpfen der Mama, Sachen herumschmeiß. Deutschland, deine Kinder.
Eine Weiterentwicklung der kleinen, verzogenen Pestbeule ist der Jung-Teenager mit IPhone. Dieser ist im Club in Gruppen anzutreffen, meist trohnt eine Bienenkönigin in der Mitte, umgeben vom Fußvolk, und keiner spricht. Warum? Das ist out. Stattdessen schicken sich alle untereinander Nachrichten aufs IPhone.
Und weil es hier so schön reinpasst, die Kategorie der Urlaubs-Familienvater. Dieser trägt tagsüber seine Brut auf dem Arm, wahlweise führt er sie an der Hand, gerne begleitet von der Kindsmutter, einem jungen Klon- Blondie in Ralph Lauren Sport Outfit. Irgendwie spürt man, dass er das zuhause eher selten tut. Dort ist Blondie nebst Brut mehrheitlich alleine zu Hause, während Paps von Meeting zu Meeting und ab und an von Zweitblondie zu Drittblondie düst. Nicht so im Urlaub, das wird alles nachgeholt! Paps watschelt hier im jugendlichen Outfit mit Baseballkappe verkehrtherum auf der Omme durch die Clubanlage und erklärt den Kids lautstark die Welt. „Siehst du, Ole, das dort drüben ist die Brottheke. Wollen Paps und Ole mal ein Brot holen gehen? Komm, Ole, jetzt gehen Paps und Ole mal pullern. Sollen wir den Pullermann mal rausholen?“
Abends, wenn Blondie und Nachkömmlinge schon schlafen, mutiert der Urlaubs-Familienvater zur Kategorie der Aufreißer und macht an der Clubbar einen los. Baggert, trinkt und tanzt Hiphop auf der Tanzfläche. Bevorzugte Sexpartner dieser Kategorie ist alles, was willig ist. Zu später Stunde entdeckt man ihn beim obligatorischen Cluburlaub-Resteficken.
Überleben im Cluburlaub: Die verhungerte Aerobic-Schnepfe
Diese Kategorie kommt im Club besonders häufig vor. Im engen Sportdress dominiert sie die Sporträume und erinnert stark an diese präparierten Dingens von dem Hagen. Die verhungerte Aerobic-Schnepfe cyclet, arobict, stept, joggt, fatburnt bis die Schwarte kracht. Ihr rigides Sportprogramm unterbricht sie nur, um mittags und abends ein paar Salatblätter und trockene Hähnchenbrust zu vertilgen und gleich darauf diese Kalorien wieder zu verbrennen. chaka! Es gibt sie in allen Haarfarben und Größen, sie ist abends meist teuer und schick gekleidet und schleppt überdimensionale Louis Vitton Handtaschen mit sich herum.
Die verhungerte Aerobic-Schnepfe mag tagsüber asketisch erscheinen, mit Einfall der Dämmerung verwandelt sie sich sehr gerne in die Kategorie Highheel-Tante, wahlweise Highheel- Schabracke. Auf 12 Zentimetern schleppt sie ihr minimalistisches Körpergewicht nebst Riesen-Handtasche in den Speisesaal, lässt die Puppen fliegen, indem sie einen Mini-Nachtisch isst und verwandelt sich anschließend in die Kategorie Aufreißerin, vor der keiner sicher ist. Hier gibt es einige davon. Sobald man den Gatten zwecks Pipigang ein paar Minuten alleine am Tisch zurücklässt, schwupps wird er besetzt und man selbst nach der Rückkehr an den Tisch mit bösen Blicken traktiert.
Die verhungerte Aerobic-Schnepfe ist die natürliche Feindin der lustigen Wuchtbrumme und passt sexuell sehr gut zum Aufreißer, zum Urlaubs-Familienvater (nachdem Frau und Brut im Hotelzimmer entsorgt sind und Paps noch ein Bierchen trinken geht) und je später der Abend fortgeschritten ist, zu jedem männlichen Wesen, dass nicht bei 3 auf dem Baum ist.
Überleben im Cluburlaub: Die lustige Wuchtbrumme
Die lustige Wuchtbrumme hört man, bevor man sie sieht. Sie kündigt sich durch ihr unüberhörbares Lachen an-ihrem markantesten Kennzeichen. Die lustige Wuchtbrumme tritt meist in Gruppen auf. Gerne blond, aber auch brünett. Sie ist mollig, trägt tagsüber an Pool und Wasser lustige Palmenfrisuren und bunte Bikinis. Immer fröhlich und gut aufgelegt macht sie jede Begegnung zu einer lustigen Sache. Beim Aquajogging fällt ihr und ihren Gefährtinnen allerlei Unanständiges zur Schwimmnudel ein, beim Aerobic trampelt sie sich laut gackernd durch die Choreografi, als Liegennachbarin am Strand erfährt man von ihr nützliche Dinge wie etwa: “ Wenn da vorne die Tante aus dem Ruhrpott ins Wasser springt, ist das Becken leer.“
Die lustige Wuchtbrumme trinkt gerne über den Tag verteilt kleine Sektchen und alkoholische Getränke mit lustigen Namen. Daher ist sie, wenn man sie abends beim Essen sieht, angeschickert und noch lustiger. Sie erzählt dann Witze und lacht selbst am Lautesten darüber. Sport macht sie nur, damit sie mittags und abends am Buffet ne Extraportion Nachtisch essen kann. Ich liebe lustige Wuchtbrummen und suche beim Sport und am Strand gerne ihre Nähe. Diese Clubgattung ist die natürliche Feindin der verhungerten Aerobic-Schnepfe und des Sportfanatikers. Als Sexpartner eignet sich am besten der ebenfalls angereiste Gatte, der meist schlanker und schweigsamer ist und verschmitzt vor sich hinlächelt, wenn Sie mal wieder vom Leder zieht.
Überleben im Cluburlaub: Der Sportfanatiker
Wenn man Cluburlaub macht, begegnet man unweigerlich der Kategorie Sportfanatiker. Den Sportfanatiker erkennt man an seinem Sport-Outfit und an seinem dynamischen Gang. Damit meine ich, er hat sein Sport-Outfit immer an und ist immer dynamisch unterwegs. Schaut man frühmorgens aus dem Hotelzimmer, etwa um das Wetter zu prüfen, sieht man ihn schon durch die Clubanlage joggen. Später, beim Frühstück, kommt er dynamisch und ernst dreinschauend angeschossen, belädt sich mit Müsli, Obstsalat und Fruchtshake, vertilgt alles hektisch und schon düst er wieder vondannen, einen Kometschweif hinter sich herziehend. Zur nächsten Sporteinheit. Der Sportfanatiker ist ein Einzelkämpfer, schließt sich im Club aber gerne auch mit Gleichgesinnten zusammen. Ähnlich spaßfreie Gesellen, wie er selbst.
Zu welchem Sportprogramm auch immer man selbst erscheint, der Sportfanatiker ist schon da, weiß welche Matten und Hanteln und Stricke man braucht und macht sich schon warm. Während man selbst bei Step 1 mit seinen plötzlich 10 Armen und Beinen kämpft, hüpft er dynamisch auf und ab und sieht entsetzlich motiviert aus. Neben ihm kommt man sich grundsätzlich wie der Gruppenspast vor. Kommt man mit ihm ins Gespräch, will er wissen, ob man schon Aerobic, Bogenschießen, Hot Iron, Fatburner und Indoor Cycling gemacht hat und wie es war. Wenn man das verneint, ist man eh untendurch und wird wie Luft behandelt. Am liebsten macht er fanatisch Indoor Cycling, da geht er so richtig ab. Zum Warmwerden genau das Richtige. Während der Cycling- Otto Normalo nach dieser Brutaloeinheit keuchend in der Ecke liegt, sprintet der Sportfanatiker wie der Roadrunner die Treppe runter, schnappt sich ein paar Hunteln und geht 2 Stunden am Strand joggen.
Abends sitzt er dann gestählt am Achtertisch, schaut olympisch umher und schweigt. In der Clubdisco ist er eher nicht anzutreffen, er muss früh schlafen gehen, Kräfte für den nächsten Tag sammeln. Freundschaften im Club pflegt er, abgesehen von anderen Sportfanatikern, auch mit der Kategorie verhungerte Aerobic–Schnepfe und gestresster Planabarbeiter. Mit dem Vielfraß steht er auf Kriegsfuß, ebenso mit dem Primat. Als Club-Sexpartner kommt am ehesten die Aerobic–Schnepfe in Frage.
Überleben im Cluburlaub: Who is who
Halte es ja doch nicht aus, bis wir zuhause sind, zu verlockend ist die Nähe des IPads. Los gehts!
Ein Cluburlaub ist nicht nur sehr erholsam, aktiv und kalorienreich, er bietet auch ein breites Spektrum an Feldforschungsmöglichkeiten. Da erwacht die Ethnologin in mir! Was sich da so tummelt, ist höchst amüsant und lässt sich wunderbar in Kategorien unterteilen: Der Sportfanatiker; die lustige Wuchtbrumme; die verhungerte Aerobic-Schnepfe; die Highheel-Tante mit der Unterkategorie die Highheel-Schabracke; der Individualist; der Einsame; der Aufreißer; der Primat; der Nörgler; der Club-Idiot; der Urlaubs-Familienvater; der Vielfraß; der Golfer und der gestresste Planarbeiter.
Es macht großen Spaß, diese Gattungen zu studieren, und ich werde heute noch mit der Beschreibung der ersten Kategorie der Sportfanatiker beginnen. Zunächst muss ich aber noch mehrmals essen, mein Sportprogramm durchziehen und am Strand rumchillen. Bis später also!