Brustkrebs, 4 Jahre nach der Diagnose

Hey, ihr da, meine lieben Blogleserinnen und Blogleser! Obwohl ich auf diesem Blog kaum noch unterwegs bin, sehe ich, dass er noch sehr rege gelesen wird. Und nach wie vor erreichen mich häufig persönliche Anfragen per mail, die sich auf meine Erfahrungen mit meiner Brustkrebserkrankung beziehen. Da dachte ich, ich schreibe einfach mal wieder was, ok? 🙂

Habe heute daran gedacht, dass seit meiner OP im Januar 2010 tatsächlich schon über 4 Jahre vergangen sind. 4 Jahre, seit mein Leben neu begonnen hat. So sehe ich das immer noch. Die Diagnose damals hat mich so kalt erwischt und war so ein harter Einschnitt, dass mir das damals sehr die Augen geöffnet hat. Über mich. Über das Leben. Den Tod. Die Vergänglichkeit. Über die einzigartige, kostbare Schönheit des Lebens. Und darüber, wie schnell alles vorbei sein kann. Das Schicksal einiger Weggefährtinnen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe, sei es durch meinen Blog, sei es durch die Rehas oder im privaten Umfeld, verdeutlicht mir einmal mehr, wie viele Frauen betroffen sind und wie ähnlich es uns allen geht. Jede macht ihre eigenen Erfahrungen und hat ein unterschiedliches Empfinden. Das Gefühl, „aufgewacht zu sein“ bzw. ein neues Leben angefangen zu haben, das habe ich jedoch von sehr vielen gehört.

Ich nähere mich dem Ende meiner Therapie. Ende Januar war die OP, Anfang Februar begann die AH-Therapie mit Tamoxifen, das ich immer noch nehme und Zoladex, das ich seit Mai 2013 wieder nehme. Aber nicht wegen Brustkrebs sondern wegen der Blutungen, die ich etwa zur gleichen Zeit im Jahr 2013 bekam. Die Zometa-Therapie ist abgeschlossen, Tamoxifen werde ich voraussichtlich noch bis Anfang 2015 nehmen. Und dann? Wir werden sehen. Ich hoffe, dass der Brustkrebs oder irgendein anderer Krebs nie mehr zurückkommen werden. 

Ich denke nicht mehr dauernd an die Erkrankung. Zumindest nicht mehr aktiv. Im Unterbewusstsein ist es natürlich da. Aber die Angst hat viel von ihrem Schrecken verloren. Das Vertrauen wird immer größer und gleichsam der Glaube ans weitere Überleben. Ich hoffe, das bleibt so. Ich hoffe, ich bleibe gesund.

Ich finde, ich habe für mich einen guten Weg gefunden, mit der Erkrankung umzugehen. Habe mir Hilfe geholt, wo es mir sinnvoll erschien, bei meinen Ärzten, bei meinem Psychoonkologen, bei Familie und Freunden. Ich habe mein Arbeitspensum reduziert und meiner Freizeit mehr Raum gegeben. Ich habe mich von einigen „alten Zöpfen“ getrennt und mir ein paar neue, schöne wachsen lassen. So habe ich wieder mit dem Reiten angefangen und die Tatsache, dass ich kurze Zeit später ein Pferd geschenkt bekam, bestärkt mich darin, richtig entschieden zu haben. Ich habe einen zweiten Hund 🙂 Ich reise viel. Und ich bin unendlich dankbar, dass ich das alles so machen kann. Weil ich lebe und weil ich das Glück habe, die nötige Unterstützung zu haben. 

Früher habe ich das nicht so wahrgenommen. War viel und oft unzufrieden, deprimiert. Das ist jetzt anders. Ich nehme mein Privileg, gut leben zu können und überhaupt leben zu können, deutlich intensiver wahr. Früher habe ich mit meinem Leben ab und an „Schindluder betrieben.“ Jetzt ernähre ich mich besser, mache Sport, lebe mit einem Mann zusammen, der mir gut tut und gönne mir Dinge, die ich früher auf „irgendwann später“ geschoben hatte. Weil ich erlebt habe, dass es manchmal kein „später“ gibt. Schneller als man denkt. Ich bin duldsamer mit mir selbst, bin netter zu mir selbst. Und bin nicht mehr sauer auf meinen Körper, weil er so krank geworden ist, mich im Stich gelassen hat. Irgendwann muss man damit aufhören, sich selber auszubeuten, sondern damit anfangen, sich Gutes zu tun. Vielleicht versteht ihr, was ich damit meine?

Ab und an haut es mich um. Ich bin einfach nicht mehr so belastbar wie früher. Aber ich lerne es zu akzeptieren. Heute habe ich meine Enantonespritze bekommen und bin für den Rest der Woche krankgeschrieben, weil es mich beutelt. Aber das ist so. Ich lebe. Ich bin glücklich.

Es ist schön, dass die Sonne scheint.

Blutrausch

Nach 2 1/2 Jahren Tamoxifen und meinem 50sten Geburtstag im vergangenen November hatte ich mich von dem Gedanken, jemals wieder meine Tage zu bekommen, verabschiedet. Und dann gestern die Überraschung. Nach mehrtätigem Ziehen im Unterleib und der leisen Befürchtung, die Ausschabung vom 5. März habe vielleicht doch Spuren hinterlassen, starrte ich gestern Abend verwundert und ein wenig ratlos auf den wahren Grund dieser Symptome. Seltsames Gefühl. Früher hasste ich es, meine Tage zu bekommen, hielt die monatlich wiederkehrenden Schmerzen und Migräneanfälle für verzichtbar und eine ungerechte Laune der Natur.

Und nun? Fast freue ich mich darüber, fühle Erleichterung und auch eine Form der Entspannung. Wie soll ich das Gefühl beschreiben? Vielleicht so: Es ist irgendwie ein verdammt gutes Gefühl, zu spüren, dass man doch noch Frau ist. Denn genau dieses Gefühl, das Frau-Sein, wird einem durch die Erkrankung und die nachfolgende Therapie genommen. Zumindest empfinde ich es so und hatte die letzten Jahre, seit der OP im Januar 2010, häufig das Gefühl, nicht mehr richtig Frau und vorzeitig gealtert zu sein. Jetzt kommt das Gefühl wieder zurück, war doch nicht ganz verloren. Ein schönes Gefühl. So ändern sich die Dinge.

Als ich meinem Mann heute beim Frühstück sagte: „Na, so ein Mist, jetzt werde ich die Wechseljahre, nachdem sie Tamoxifen bedingt vorzeitig hervorgerufen wurden, wohl noch ein zweites Mal bekommen!“ antwortete er mir: „Sei doch froh! 2010 dachtest du, du würdest deine Wechseljahre gar nicht mehr erleben. Und jetzt wirst du sie sogar 2x erleben. Ist doch toll, freu dich!“ Ich liebe seine positive, pragmatische Art.

Apropos Blutrausch: Hierzu schreibe ich gerade einen Beitrag ganz anderer Natur auf meinem zweiten blog Katerwolfs Abenteuer.

Tamoxifen und Nebenwirkungen

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Anfang letzter Woche war ich an einem Punkt angelangt, jetzt mal langsam einen Schlussstrich unter die letzten 3 Jahre zu ziehen. Klar, im Hinterstübchen bleibt er hocken, der Krebs, aber es kommt die Zeit, in der man sich nicht mehr groß damit beschäftigen will. Ich habe eine gute Prognose, habe die letzten 3 Jahre getan, was ich tun konnte, habe mich nicht unterkriegen lassen, Therapie gemacht, regelmäßig zum Psychoonkologen, Sport, gute Ernährung, 3 Rehas, Job reduziert, mir ein paar Träume erfüllt. Alles gut. Alles richtig gemacht. Und daher gedacht: „Jetzt ist mal gut. Das wars. Ja, vielleicht wars das jetzt“.

Letzten Donnerstag dann die Nachsorge. Brust gut. Mammographie, Ultraschall, Blutwerte gut. Alles gut. Dann der Ultraschallblick in den Unterleib. Rotinecheck alle 6 Monate wegen der bekannten Tamoxifen-Nebenwirkung Gebärmutterschleinhautverdickung.  Erschrockenes Gesicht meines Gynäkologen: „Was haben wir denn da? Wann hatten Sie Ihre letzte Regel?“ Ich: „2010.“ Er: „Aha. Ok. Dann ist da jetzt was drin, das raus muss.Zügig.“

In meiner Gebärmutter hat sich in den letzten 6 Monaten ordentlich Gebärmutterschleimhaut aufgebaut und ein dicker Polyp sitzt auch drin. Nun muss ich am 4.3. unters Messer, Ausschabung und 4 Tage später dann das Ergebnis. Es muss abgeklärt werden, ob es „nur“ ein Polyp ist. Oder vielleicht doch etwas anderes. Krebs.

Warum? Blöde Frage, ich weiß.

Wisst ihr, ich habe meine Diagnose 2010 echt meisterhaft bewältigt. Meine Psyche war bis letzten Donnerstag ganz schön stabil. Das Leben wieder zugelassen. Jetzt wieder ein Damoklesschwert über meinem Kopf. Wenn man einmal in der Situation war, zu hoffen, dass man „nur“ einen harmlosen Knoten in der Brust hat und dann erfährt, dass es ein bösartiger Tumor ist, dann ist das Prinzip Hoffnung nicht so wahnsinnig stark ausgeprägt, wenn ein neuer Verdacht auftaucht. Das habe ich am Donnerstag gemerkt. Die mühsam aufgebaute Psyche klappte zusammen wie ein Kartenhaus. Jetzt sitze ich da, versuche mich abzulenken, bange vor Montag, bange vor Donnerstag. Denke Sachen, wie: „Was ist, wenn es wieder Krebs ist. Und wenn ja, warum? Ich dachte, ich hätte eine gute Prognose. Was, wenn der Krebs nach nur 3 Jahren zurückgekehrt ist? Wird er mich dann bald ganz auffressen?“

Ich bin dünnhäutiger geworden. Alles Scheiße gerade. Hab die Hose gestrichen voll.

Brustkrebs – 3 Jahre danach

ich hab nach längerer zeit mal wieder in meinen „alten“ blog reingeschnuppert und bin ganz überrascht und gerührt, wie hoch die besucherstatistik ist, obwohl ich den blog schon seit einer weile nicht mehr aktiv betreibe. deshalb schreib ich jetzt einfach mal wieder was!

ich habe gesehen, wie häufig nach den suchbegriffen „nebenwirkungen von tamoxifen“ und „brustkrebs und psyche“ und „brustkrebs therapie“ gesucht wird. *seufz* gleichzeitig wird mir bewusst, dass das jetzt, fast 3 jahre nach meiner diagnose, kaum noch thema für mich ist und ich immer weniger daran denke. wenn ich in dem blog lese, wird mir bewusst, wie anders das noch vor 1 jahr ausgesehen hat, wie zerrissen und ängstlich ich noch war. und mir wird bewusst, wie es all denen geht, die gerade ihre diagnose bekommen haben oder am anfang ihrer therapie stehen. ich möchte euch gerne sagen: verzagt nicht, kopf hoch. auch hier, und auch wenn man es kaum glauben mag, arbeitet die zeit für euch. die angst wird immer kleiner. die nebenwirkungen auch. der ruf des lebens ist stärker und ihr werdet euch wundern, wie ihr nach einer weile beginnt zurückzublicken und euch bewusst werdet, welchen weg ihr zurückgelegt habt und wo ihr jetzt steht. und ich wollte euch sagen: macht alles an therapie, was sich anbietet und sinn macht, es hilft einem weiter, auch psychisch. glaubt an euch und macht alles, was euch gut tut. euer körper und geist wird es euch danken. wenn ihr fragen habt, meldet euch einfach bei mir!

alles liebe, eure katerwolf

Heute: Umzug

hello girls! hello boys! so sagt man jedenfalls in irland, wo ich gerade war. dort war es absolutely lovely. mein hintern hat die 180 km auf dem pferderücken besser verkraftet, als ich dachte und ich habe so manches guiness auf euch getrunken. ich schwör. und gerade eben habe ich mein neues blog an den start gebracht. *tadaaaaa*

Katerwolfs Abenteuer

künftig könnt ihr mein ganz und gar abenteuerliches leben also auf meinem neuen blog katerwolfs abenteuer verfolgen. und ich freue mich wie bollewolf, wenn ihr das auch tut und meine freunde bleibt und mich verlinkt und überhaupt. bin ganz aufgeregt. das blog ist noch nicht ganz fertig, so fehlt zum beispiel die blogroll. aber das kommt jetzt nach und nach. MANN, bin ich aufgeregt. ich lasse euch an dieser stelle ein dickes, fettes bussi da und see you later on katerwolfs abenteuer *wegzauber*

Auf zu neuen Ufern

ihr lieben, ich bin wieder zu hause. schön, wieder da zu sein. gerade wollte ich für euch ein paar wunderschöne bilder von den einzigartigen sylter sonnenuntergängen uploaden: fehlanzeige. kein platz mehr. linker mops ist voll.

was will mir das sagen?

schon ein paar monate spiele ich mit dem gedanken, einen neuen blog zu eröffnen. dem linken mops geht es eigentlich ziemlich gut mittlerweile. knapp 2 1/2 jahre nach der diagnose, nach 3 rehas und einer langen reise durch mein „neues“ leben dreht es sich in meinem blog nur noch selten um das thema brustkrebs. ich habe das gefühl, dass jetzt ein neuer lebensabschnitt beginnt. zeit für was neues also. zeit auch für einen neuen blog. auf zu neuen ufer!

ihr werdet jetzt sicher grün wie grüne tomaten vor neid, ich kann es verstehen, aber, kaum aus der reha zurück, fliege ich am samstag für 10 tage nach irland zum reiten 😆

danach gehts hier weiter, mit neuem namen, der mir bis dahin sicher einfällt 😉

linker mops bleibt natürlich im netz!

macht es gut, ihr lieben, habt eine schöne zeit, eure reisewolf

Rehageflüster: Der Zauberarzt

habe ich euch schon von doc methusalem erzählt? das ist der arzt, bei dem ich hier mein aufnahmegespräch hatte. er kann zaubern. heute hat er sich nämlich weggezaubert. doc methusalem ist gefühlte 300 jahre alt. wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist er bereits in rente und arbeitet nun ein bisschen hier weiter. wie auch immer. er ist ein wirklich netter, alter herr. allerdings hatte ich in dem aufnahmegespräch ständig das gefühl, ihn daran erinnern zu müssen, wer ich bin und vor allem, warum ich bei ihm bin. hm.

heute stand in meinem terminplan: 9.00 entlassungsgespräch, doktor methusalem, arztzimmer. punkt 9 saß ich vor seiner tür. 9.15 immer noch. keine mensch weit und breit. ich horchte an der tür, totenstille. ich klopfte, drückte die klinke herunter. abgesperrt. hm. ich also ins pflegezimmer runter, pfleger in der pause, nach 30 minuten pfleger wieder da. er macht sich schlau, ich soll wiederkommen. halbe stunde später. tja, doc methusalem sei im haus, das wisse man, man wisse nur nicht, wo. und anpiepen und anrufen kann man ihn nicht, da sowohl handy als auch pieper im pflegezimmer lagen.

tiefgründiger blick seitens des pflegers. tiefer blick von mir: „vielleicht hat er sich verlaufen?“ tiefgründiger blick seitens des pflegers. 

ich war zwischenzeitlich bei einer anderen ärztin zum entlassungsgespräch. in meinem entlassungsbericht steht nun, dass die reha, bedingt durch den streik, nicht sehr zielführend war und die therapeutischen ziele nicht erreicht wurden. wie auch? ausfallende anwendungen, mieses essen, ungeputzte zimmer, schlechte stimmung. tja, leute, nicht gut gelaufen, hier.

am ende des gesprächs fragte ich vorsichtig: „ist doc methusalem schon wieder aufgetaucht?“ kopfschütteln. „ich versteh es auch nicht.“

methusalem, wo bist du? sitzt du in deinem büro und machst ein nickerchen? bist du am strand surfen? pilgerst nach santiago de compostela? ich könnt´s verstehen.

Rehageflüster: Dildo Walking

cooler titel, oder? bin ich selbst stolz drauf. aber die besten geschichten schreibt nun mal das leben.

heute morgen vor dem nordic walking: wie üblich stand eine noch etwas verschlafene patientenschlange vor dem therapieraum und wartete auf das austeilen der nordic walking stöcke. plötzlich…

schüchterne stimme irgendwo von vorne: „ist das hier eine einführung?“

launischer kommentar von meiner vorderfrau: „wie jetzt? ich dachte mit den stöcken soll man gehen.“

sie rechnete nicht mit dem therapeuten, der wie aus dem nichts hinter ihr auftauchte, ihr eine hand auf die schulter legte und verschmitzt anmerkte: „möchte die dame vielleicht etwas anderes als die stöcke einführen?“

*pruuuuuuusssssst*

so kann´s gehen 😉

Rehageflüster: Beobachtungen am Rande

ich habe gestern einen der schönsten sonnenuntergänge meines lebens gesehen. in sylt kann man, wenn man glück hat, sonnenuntergänge sehen, die einem die sinne rauben. lange und dramatisch versinkt die sonne glutrot in der see und taucht meer, himmel und sand in eine pastell-farbpalette, wie man sie nur von nolde-gemälden kennt. einfach nur schön.

so saß ich gestern abend vor meiner sylt-lieblingskneipe wonnemeyer, den hintern im warmen sand, in der hand einen caipi, coole loungemusik in den ohren, augen und sinne beim sonnenuntergang. das leben kann schon ganz schön toll sein. nun kann man nicht 2 stunden ununterbrochen die sonne anstarren. also lasse ich gerne meine augen über die zahlreich versammelten sonnenuntergangsanbeter schweifen. interessant, interessant. es gibt ihn, den klassischen sylt-urlauber. er sieht nach viel geld aus. aber gar nicht mal von der unangenehmen sorte, also marke neureich. vielmehr seit jahrhunderten reich und entspannt. keine schlechte kombi. man sieht viele entspannte, gutaussehende paare um die dreißig mit kindern. die männer tragen ausnahmslos hollister, abercrombie oder la martina. die haare sind entweder kurz und an den schädel gegelt, oder etwas länger, lockig und ebenfalls an den schädel gegelt.  die entsprechenden frauen gehören zur kategorie klon-blondie: schlank, stupsnase, pilotenbrille, blonder pferdeschwanz (zu hause sicher einen bmw x3 in der garage, der serienmäßig mit golden retriever geliefert wird). die kinder tragen hollister und abercrombie und sehen aus wie eine miniaturausgabe ihrer eltern.

man sieht auch viele alte, nicht so schöne männer, immer noch sehr lässig, mit deutlich jüngeren, bildschönen gattinnen und tragischerweise hässlichen kindern, die genetisch bedingt nach dem alphavater geraten sind. pech.

in der regel haben sie viele hunde, was sie mir sympathisch macht. es ist doch zu schön, eine tobende hunderasselbande vor einem sonnenuntergang zu beobachten. ich gehe heute abend nochmal los. gestern war die rede von einem perfekten sonnenuntergang heute. ich nehme die kamera mit, dann habt ihr morgen auch was davon 😆

macht es gut, ihr lieben, eure sylt-wolf

Rehageflüster: Musikantenstadl

ich schreibe diesen post verdeckt. investigativ. habe angst, dass ich ertappt, verschleppt und im watt versenkt werde. aber wat mut, dat mut.

sonntag abend: ein heiterer musikabend im veranstaltungsraum. ich weiß. wie verzweifelt muss man sein, um sich so etwas anzutun. ich hatte einfach lust zu singen und die hoffnung, es auch tun zu können. in der not frisst der teufel fliegen. oder geht zum musikabend in der rehaklinik.

im verdunkelten vortragssaal waren schon fast alle stühle besetzt. überwiegend menschen jenseits der 100. auf den parkplätzen: rollatoren. ein wenig unbehaglich setzte ich mich neben meinen tischnachbar peter in die reihe. der star des abends, alleinunterhalter michel, ein großer, stämmiger mann, stimmte seine gitarre und blickte fröhlich in die runde. und schon gings los. eins muss man michel lassen, er ist ein ungemein sympathischer, mit solchen veranstaltungen erfahrener mann, der schon in kürze alle herzen eingefangen hat. so auch am sonntag. er schmetterte humoresk ein paar schlager und bekannte nordsee-lieder und verkündete dann: wunschkonzert!

man konnte einfach einen interpret oder ein lied nennen und michel gab es zum besten. „john denver!“ kam es von links vorne. 😯 2 sekunden später grölte der ganze raum: „country ro-ho-oo-d, take me ho-o-ome!“ ich mit. dann jagte ein hit den andern: tom jones, michael jackson, randfichten, queen, udo jürgens. das volle programm. ein wenig peinlich war es, ich gebs zu, aber ich ertappte mich dabei, wie ich wild zu „auf der reeperbahn, nacht um halb 3“ schunkelte und fast mit tränen in den augen „hey jude“ jammerte. erinnerungen an jugendliche lagerfeuer tauchten vor meinem inneren auge auf.

„marianne rosenberg!“ rief ich. „buhhhh!“ kam es von den anderen. „matthias reim!“ kam es schüchtern irgendwo von hinten. „davon muss ich strahlbrechen!“ war meine rachsüchtige antwort. highnoon im vortragssaal. der sekundenzeiger tickte. michel rettete die situation mit einer willy fritsch einlage und frieden kehrte ein. mittlerweile waren 2 rothaarige feger mittleren alters zu uns gestoßen und rollten das feld mit glockengleichem gesang von hinten auf. sehr, sehr laute glocken. große glocken. uff. streckenweise waren sie deutlich lauter als michel.

„queen! metallica!“ spornten sie michel an. sehr gewagt. „we are the champions!“ schallte es kurz darauf aus allen ecken. vorne flammten die ersten feuerzeuge auf. „der rauchmelder! der rauchmelder!“ brüllte jemand. egal. der vortragssal stand eh in flammen. die ersten standen auf und wippten klatschend im takt. rollatoren drehten sich wild im kreis. krücken tockten im takt auf den boden.

„highway to hell!!!!“ stimmte michel mit wilder stirntolle an. „highway to hell!!“ riefen alle zurück. arme flogen in die luft, im raum braderup brodelte der kessel. gegen 23 uhr, nach 10 zugaben, war die stimmung auf dem höhepunkt, michel verließ samt klampfe den saal und lief singend im hausflur auf und ab. es war kurz vor polonaise durch die rehaklinik.

tja, ihr lieben, auch solche dinge erlebt man in der reha. die nacht der lebenden toten, sag ich nur. aber spaß hat es gemacht und allein der anblick der ü-100, die mit in die luft geballter faust „highway to hell!“ brüllten, war es wert. so macht altwerden mut 😉