liegt es an den vielen Medikamenten, die ich nehme? daran, dass mich der auszug meines sohnes so beutelt? weiß der GEIER. ICH weiß, dass ich seit ein paar tagen etwas aus dem gleichgewicht bin. so war ich gestern beim augenarzt und habe diese pupillen erweiternde tropfen bekommen, nach denen man ein paar stunden im nebel rumtappt und 3-4 stunden nicht autofahren kann. die ärztin gab mir das eindringlich zu verstehen. so weit so gut. schließlich hatte ich meinen wagen vorsorglich ordnungsgemäß geparkt und nicht im halteverbot. ich verlasse also die augenarztpraxis und was mache ich? steige in mein auto und fahre los. und wundere mich, dass ich meine umgebung wie im nebel wahrnehme. bis mir nach etwa 10 minuten einfällt, dass ich ja diese tropfen im auge habe und deshalb gar nichts sehen kann und aus diesem grund gar nicht autofahren darf. ist das die möglichkeit? da hatte ich das doch tatsächlich schon im aufzug des arzthauses wieder vergessen. ich habe gott-sei-dank niemanden überfahren und mein auto ist auch noch heil.
vor ein paar tagen wurde mir auch bewusst, dass unter meiner oberfläche derzeit ein vulkan brodelt. war mir die letzte zeit gar nicht so bewusst, da ich ja mehrheitlich damit beschäftigt bin, mein leben positiv und zuversichtlich auszurichten und mich den guten dingen im leben hinzuwenden. tja. ich wollte bei meinem lieblingstürken einkaufen und stellte mein auto gerade mangels freier, legaler parkplätze ins absolute halteverbot, als ich sah, wie direkt vor dem geschäft eine frau ihren BMW öffnete und im begriff war wegzufahren. ich hingewuselt wie ein blitz und sie gefragt, ob sie so nett wäre, mir die parklücke freizuhalten, bis ich mit dem wagen komme. kein problem, hat sie selbst schon mal gemacht. just in dem augenblick, in dem ich aus meiner parklücke losfuhr sah ich, wie ein verbeulter passat combi den blinker rausstellte und sich hinter dem BMW in warteposition begab. entschlossen fuhr ich mit der spitze meines wagens vor seinen passat und machte ihm zeichen mit der hand und formte mit meinen lippen deutlich sichtbar:
„mein parkplatz.“
er, ein freundlich dreinblickender türke mittleren alters mit buschigen augenbrauen und wogendem schnurrbart kurbelte seine scheibe runter und sagte mit charmantem augenaufschlag:
„wie schaaaade. wenn ich nicht so viel laden müsste, würde ich einer so jungen, schönen frau natüüüürlich den parkplatz überlassen. aber leider MUSS ich ganz viel laden. also ist es MEIN parkplatz.“
sprachs und kurbelte die scheibe wieder hoch.
ich spürte, wie ich rot anlief und hörte gleichzeitig ein beidseitiges hupkonzert, da ich mit meinem wagen beide fahrstreifen blockierte. egal, ich wollte auf diesen parkplatz. ich fuhr ein stück zurück um mich ganz vor den passat schieben zu können, da schoß er schon vor und blockierte mich vollständig. und da merkte ich den vulkan in mir.
wie john wayne stieg ich aus, ging um meinen wagen herum, stellte mich direkt neben seine fahrerseite, klopfte an seine scheibe und sagte laut und deutlich:
„das ist MEIN parkplatz, zieh leine, du HÄSSLICHER SCHLUMPF.“
hab ich echt gesagt. wie oberpeinlich. er indes blieb im wagen sitzen und schaute mich entspannt an. lag es daran, dass es in der türkei keine schlümpfe gibt? oder daran, dass er einfach nur klug war? wie auch immer. ich bin froh, dass er nicht ausgestiegen ist. möglicherweise hätten wir am nächsten tag in der lokalzeitung für schlagzeilen gesorgt:
AGGRESSIVE DEUTSCHE KUNDIN UND TÜRKISCHER SCHLUMPF LIEFERN SICH VOR DEM GEMÜSEGROSSMARKT EIN BLUTIGES GEFECHT
ich sollte die nächsten tage einfach mal ein bisschen mehr zeit in der natur verbringen. bäume umarmen, eichhörnchen anfüttern und gaaaanz tief durchatmen. das wird wieder.