Husky-Safari in Finnland: Über allen Gipfeln ist Ruh…

am nächsten, mittlerweile zweiten morgen in der wildnis, waren wir mit der morgendlichen routine schon gut vertraut. zügig waren die öfen angeheizt und während die anderen das hundefrühstück austeilten, briet ich in der hütte rühreier mit speck. ein wenig später, als wir alle hungrig um den tisch saßen, staunte ich einmal mehr darüber, welch große mengen wir uns einverleibten. wildnis macht hungrig, sag ich nur. ohne zu bummeln packten wir, räumten auf, hackten noch ein bisschen holz für die mittagspause und auf gings zum hundeanschirren und anspannen. ich liebte das. wir alle liebten das. es macht einfach großen spaß, morgens zu den hunden rauszukommen und sich mit ihren ganz speziellen eigenheiten beim geschirranlegen auseinanderzusetzen. macarena machte sich auch am zweiten tag strack wie ein brett und pekkah warf sich mit solch einer inbrust auf die anzuschirrenden pfoten, dass ich mir fast einen bruch an ihm hob 😉 yucca schlängelte sich wie gewohnt geschmeidig in sein geschirr und hessu ließ es sich, ebenfalls wie immer, mit misstrauischem blick anlegen. ich war immer ziemlich schnell fertig und konnte dann noch ein wenig zuschauen, wer noch am knoddeln war, das machte auch immer spaß.

 

und schon ging es los, auf unsere nunmehr dritte tagesetappe. die sonne hatte sich erstmal verzogen und das wetter war eher trübe. das tat unserer freude am fahren aber keinen abbruch. natürlich ist die landschaft wunderschön, wenn die sonne scheint, aber sie ist auch schön, wenn sie nicht schneit und man hat nicht minder spaß beim fahren. es ist erstaunlich, wie sich die umgebung dort verändert, wenn die sonne hinter einer dicken wolkenschicht verborgen ist. plötzlich ist alles um einen herum weiß, oben, unten, drumherum.

 

 

mir kam in den sinn, dass man ohne die nötige erfahrung und den ebenso nötigen wildnisführer binnen minuten komplett die orientierung verlieren würde. wir aber hatten das glück, dass unser versierter wildnisführer peter zielstrebig vor uns herfuhr und wir voller vertrauen hinterher. ich merkte, dass ich mich am dritten tag auf dem schlitten sicherer fühlte. ich hatte deutlich mehr gefühl für die balance, vor allem in den kurven. wir hatten am vormittag ein paar ordentliche steigungen zu bewältigen, bei denen wir kräftig nachschieben mussten und entsprechend anspruchsvolle talfahrten. ich war nicht mehr so schisserig wie die 2 tage zuvor und bremste vor der letzten kurve nicht mehr sooo stark, so dass mein schlitten samt hunden mit schmackes in die ebene einfuhr. meine hunde flitzten wie pfeile, ein wunderbares gefühl. bis zur mittagspause hatten wir etwa 20 km zurückgelegt, und peter zauberte auf dem wildnisfeuer einen sehr schmackhaften finnischen eintopf.

 

 

zufrieden mampfend ruhten wir unsere müden glieder aus, mensch wie hund.

 

 

nach der erholsamen mittagsrast ging es weiter. ich muss zugeben, dass ich diesen nachmittag ganz schön meine knochen merkte, ist ja nicht so, dass so eine tour nicht auch anstrengend ist. auf den see-etappen entlastete ich abwechselnd beine und arme und entdeckte so, dass man sich während der fahrt auch entspannen kann. am nachmittag kamen wir ohne weitere verluste an unserer dritten hütte an. wieder ein wunderschöner ort, wie man ihn sich idyllischer kaum vorstellen kann. es gab eine wunderbar geräumige, gemütliche hütte und ein extra saunahaus mit integrierter, kleiner schlafkammer. die ich mir gleich als ego-single-platz klar machte.

 

gemeinschaftshütte

 

katerwolf-ego-hütte

 

ich musste mir wegen meiner ego-hütte zwar fortan das eine oder andere einzelkind-gespräch anhören, aber das war mir egal. besser ausgeschlafenes ego-einzelkind, als unausgeschlafener, übellauniger katerwolf. die huskys kümmerte das ohnehin nicht, sie warteten ungeduldig auf ihr nachtessen, über dass sie sodann hungrig herfielen.

 

 

wir menschenkinder bekamen währenddessen ein schönes himmelsgeschenk: die wolken rissen auf, die sonne brach durch und bescherte uns magische ausblicke. wir blieben noch lange draußen, an diesem nachmittag und sahen zu, wie der tag langsam dem abend wich.

 

 

ich nutzte die zeit auch für eine ausgiebige hunde-kraulrunde und ließ mir besonders mit dem scheuen hessu viel zeit. nach anfänglichem zögern lehnte er seinen warmen hundeleib an mich und ließ sich gründlich durchkuscheln. mein süßer hessu.

 

 

abends saßen wir nach getaner arbeit und einem ausgiebigen saunagang zufrieden und müde in der hütte beisammen, ließen die erlebnisse des tages revue passieren und erzählten uns geschichten. es gab immer etwas zu erzählen, unsere gruppe harmonierte sehr gut, es herrschte eine entspannte, ruhige stimmung. keiner hatte den drang, sich besonders hervortun zu müssen, worüber ich sehr froh war. es gab immer viel zu lachen, ich erinnere mich zum beispiel daran, dass peter uns erzählte seine dicke fellmütze sei aus marderhund-pelz gefertigt. ich verstand ihn falsch und fortan hieß das tier bei uns nur noch mörderhund. annika erfreute uns eines abends mit einer spontanen buchinterpretation, die bühnenreif war. sie entdeckte in eben dieser hütte ein finnisches buch über hundeerziehung. es gab auch ein paar bilder mit sprechblasen darin. diese vorlage genügte ihr, uns den inhalt des buches näherzubringen. so vertiefte sie sich in eine bebilderte seite und teilte uns fröhlich mit: „wenn dein hund böse ist, nenne ihn ole und sperr ihn in den kofferraum.“ wir kringelten uns ausgiebig über ihre spontane showeinlage. zu einigem grinsen und kopfschütteln führte auch meine ausgeprägte tendenz, dinge zu verlegen, zu verlieren und ausgiebig zu suchen. in der gruppe fiel das besonders auf. am zweiten abend fing ich an, auch dinge von den anderen zu verlegen. zum beispiel annikas hose. und am dritten tag hatte ich annika angesteckt und sie suchte genauso wie ich. gut, war ich nicht mehr alleine!

als ich vor müdigkeit kaum noch die augen offen halten konnte, machte ich mich, nicht vollständig muffe-frei, in meine ego-hütte auf. hm, die lag ja doch ganz schön einsam. ich wollte dann aber auch nicht kneifen und als obermuffti dastehen, also tappte ich pfeifend los, und als ich dann in der kleinen hütte stand, schlüpfte ich ganz schnell in meinen schlafsack. die hütte war durch den saunagang noch wohlig aufgewärmt, so dass ich nur ganz kurz zeit hatte, über finnische frauenmeuchelmörder und mörderhunde nachzudenken, bevor ich in tiefen schlaf fiel. ich musste einmal nachts raus, was echt gruselig war. ich schlief aber wieder ein. als ich in der früh aufwachte, war es in der hütte so kalt, dass ich mich gar nicht aus dem schlafsack raustraute. ich vergrub mich noch eine gute stunde bis zum scheitel in seine tiefen und kletterte erst raus, als peter an die tür klopfte. ein neuer tag stand vor der tür!

3 Wochen Indien: Warum nicht?!

noch immer etwas tiger-gefrustet starteten wir am nächsten morgen nach bundi. das ist, grobe richtung, weiter westlich. von agra, unserer ersten etappe aus bewegten wir uns zunächst immer in südwestlicher richtung, dann langsam hoch, richtung norden und wieder gen osten, zurück nach delhi. wir haben also in etwa einen kreis beschrieben. ich weiß jetzt, warum es rundreise durch rajasthan heißt *schlau guck*.

mein magen war noch immer völlig durcheinander und ich frühstückte vorsichtig 1 scheibe toast mit gummibärchenmarmelade. leider muss ich sagen, dass dieser zustand noch etwa 1 woche anhielt und ich mich ausschließlich von toast mit butter, papaya und bananen ernährte. und von sohans wunderwaffe fresh lime soda. das ist sodawasser mit frisch ausgepresster lemone. es gab phasen, in denen sich der ganze bus davon ernährte. ich hab in den 3 wochen so viel davon getrunken, dass ich es die nächsten 5 jahre  nicht mehr brauche.

vor uns lag eine recht lange busfahrt, etwa 6 stunden. sohan war ein meister darin, uns während langer busfahrten mit geschichten über indische götter und moghul-love-storys bei laune zu halten. außerdem fungierte er zunehmend auch als philosoph und gruppentherapeut, der uns mit seinen pragmatischen weisheiten über so manchen kulturkonflikt hinwegschiffte. es gibt dinge, die ich tief in mir gespeichert habe und hoffentlich noch lange nicht vergessen werde.

so beantwortete er durchweg alle anfragen nach wasser und cola im bus sowie alle anfragen und bitten, die einen normalbürger zu genervten antworten motivieren würden, mit einem unvergleichlichen, von einer typischen handbewegung begleiteten:

„warum nicht?!“ 

absolut geniale antwort für (fast) alle lebenslagen.

beliebt waren auch seine kommentare zur farbe rosa. und all ihren variationen. denn in indien, so sohan, ist die farbe rosa die farbe für die romantische zeit, wie er es nannte. liebe machen=romantische zeit. ist das nicht wunderbar? hatte ich noch nie zuvor gehört. sobald einer aus der gruppe in dieser farbe erschien, zog sohan schmunzelnd die brauen hoch und alle wussten bescheid. eine quelle stetiger freude war das. unsere gruppe wuchs indes zu einer art familie zusammen. wir verstanden uns hervorragend. alle. okay, es gab ein paar, die sich jetzt nicht sooooo gut verstanden, aber es war ausgesprochen unkompliziert und man konnte sich auch mal aus dem weg gehen. völlig gruppentypisch entwickelte der eine oder andere eine rollenfunktion. so gab es einen überaus lustigen mitreisenden, der uns mit seinen schlagfertigen jokes stets zum lachen brachte. kommentar, nachdem er seine knapp 2 meter kunstfertig auf seinem bussitz verknotete: „wunderbar. ich sitze jetzt perfekt. hat zufällig jemand eine künstliche titanhüfte dabei?“ es gab eine teilnehmerin, auf die man immer und überall warten musste und die sich die ganze reise über von papayas zu ernähren schien. und einen besonders wissbegierigen mitreisenden. sohan sagte während der reise gefühlte 5000 mal: „hans hat eine interessante frage gestellt. sie ist für die ganze gruppe interessant.“ das wurde mit der zeit zum running gag und inspirierte uns zu albernen kommentaren und giggelattacken.

zurück zur fahrt. wir fuhren etwa 2 stunden über eine erstaunlich gut ausgebaute schnellstraße, in rajasthan eher eine seltenheit, und als wir uns fast daran gewöhnten, dass es schlaglochbedingt nicht alle 100 meter bumm bumm machte, verließen wir diese straße und fuhren mitten in die walachei. in unserer reisebeschreibung stand; nun verlassen wir die gewohnten, touristischen wege und fahren durch wenig befahrene, reizvolle abschnitte rajasthans. die straße war eine katastrophe. die landschaft aber war tatsächlich reizvoll. wir trafen mehr kamele als autos auf der straße. nach einer weile hielt der bus an der straße. das kannten wir schon. es stand wieder eine von sohans spontanen, überfallartigen familienbesuchen an. diesmal bei einer familie der bhil-kaste. auf der fahrt hatte uns sohan sehr viel interessantes über das indische kastensystem erzählt, und wir wussten, dass die bhil ursprünglich die diebes-kaste war, gesellschaftlich sehr weit unten angesiedelt. nun aber durch verschiedene staatliche programme aufgewertet und integriert. das ist eine minimalistische beschreibung der angelegenheit, das kastensystem zu erläutern, führt hier zu weit. ich sag nur: wikipedia. sohan hatte eine eigene interpretation der bhil-kaste auf lager: „früher liefen die bhil nackt herum, waren wild und töteten tiere. jetzt sind sie so wie wir.“ typisch sohan. die familie, die wir nun ganz spontan überfielen, war ziemlich baff. sie sehen, wenn überhaupt, nur ganz selten ausländer. sie waren aber, wie alle anderen auch, überaus freundlich und interessiert. man stelle sich einmal folgende situation vor, irgendwo in deutschland: eine indische reisegruppe klingelt spontan an einer fremden haustür und möchte gerne die landessitten kennenlernen. wie würde der durchschnittsdeutsche wohl reagieren? na?

nachdem ich den beiden frauen dieses foto auf dem kameradisplay zeigte, war die tochter des hauses völlig foto-motiviert und ließ sich mit allen hoftieren fotografieren. das war ein riesenspaß. ich habe versprochen, die fotos zu schicken.

nach dieser willkommenen pause ging unsere fahrt weiter, es gab viel über diese begegnung zu reden und am späten nachmittag erreichten wir bundi. bundi hat charme. etwas morbides haftet dieser stadt an.

bundi scheint auch eine klassische rucksackreisende-station zu sein. so eine, wo man eine weile hängenbleiben kann. es erinnerte mich stark an meine eigene rucksackreisende-zeit, vor gefühlten 100 jahren 😉

romantische zeit *grins*

der palast in bundi ist fantastisch. und der stinkendste, in dem ich je war. das kommt von den etwa 5 millionen fledermäusen, die in ihm wohnen. der gestank war so bestialisch, dass ich fast in die ecke kübeln musste. tapfer schleppte ich mich durch den palast und bestaunte die unglaublich schönen wandmalereien.

am ende eines langen, ereignisreichen tages freuten wir uns an unserem besonders schönen hotel, wieder ein umgebauter stadtpalast. die gruppe marschierte mit sohan noch einmal zu einem abendlichen basar-spaziergang, ich blieb mit meinem revoltierenden magen und einer großen papaya im hotelgarten.

Zurück aus Indien

copyright katerwolf

gestern abend aus delhi eingeflogen, noch ziemlich von der rolle und dank zeitumstellung seit 4 uhr morgens am herumspuken, melde ich mich zurück. begeistert, mächtig zufrieden, mit 1001 eindrücken angefüllt und ebenso vielen fotos auf der speicherkarte. dafür ohne koffer, die vermutlich auf dem umsteigeflughafen münchen in verzug geraten sind und hoffentlich heute nachgeliefert werden. daumen drücken!

was für eine schöne reise das war. so wunder-, wunderschön.

ich möchte euch gerne auf meinem blog mit auf die reise nehmen und lade euch ein, jetzt, wo es hier bei uns winterlich wird, eine weile mit mir in die ferne zu schweifen. zu staunen, sich zu freuen und in die bunte und faszinierende vielfalt rajasthans einzutauchen. ich freue mich schon auf eure kommentare! bis später, eure katerwolf 🙂

Segeltörn in der Türkei: Einfach ein paar Impressionen

ich bin heute fleißig, gell? aber da ich zur zeit eher wenig zeit zum bloggen habe, nutze ich heute die gunst der stunde 😆

klar, segeln ist eine schaukelige angelegenheit. und der raum ist eher eng. und die toiletten, uiuiuiuiui.

aber. ABER. es ist so schön. der wind treibt einen immer weiter und der blick zum horizont, übers meer und auf die vorbeiziehende kulisse, all das wirkt wie ein großer saubermann im kopf und in der seele. wo man bleiben will, lässt man den anker ins wasser, taucht selbst ins wasser, fletzt in der sonne herum, futtert munter alles in sich rein, was man in der bordküche findet, redet über dies und das – und alles andere ist weit weg. und am abend läuft man in eine bucht oder einen kleinen hafen ein, macht sein boot fest, überlässt sich der abendstimmung, macht einen kleinen landgang und verwöhnt sich in einer einfachen taverne mit gegrilltem fisch oder fleisch und einem kräftigen roten. oder 2. oder 3. und dann wird man träge. schläfrig. bleiern müde. und schleppt sich aufs boot, kriecht in seine koje wie in eine höhle und schläft wohlig ein, während einen das meer sanft schunkelt. ganz sanft. bis einen die sonne wieder weckt. *seufz*

Reisebericht Südafrika: die winelands, Franschhoek

südafrika zählt mit zu den bedeutendsten Weinanbaugebieten der Welt. An den fruchtbaren Ausläufern der Tafelberg-Gebirgskette reifen die Trauben, aufgrund des ausgezeichneten Klimas und der optimalen Bodenbeschaffenheit, für die wohlschmeckenden, berühmten südafrikanischen weine.
Bereits der Gründer der Kap-Provinz, Jan Van Riebeeck, pflanzte und kelterte hier die ersten Weinreben um 1655. Gouverneur Simon Van Der Stel gründete an den Hängen des Tafelberges ein fantastisches Weingut und begann 1679 mit dem ernsthaften Keltern von Wein…

dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. wohlschmeckende weine, oh ja. es gibt in südafrika zahlreiche winelands, die wohl bekanntesten befinden sich in der provinz westcap, westlich von kapstadt, nur einen steinwurf entfernt. stellenbosch und franschhoek sind hier die wohl berühmtesten orte. wenn man südafrika bereist, führt kein weg daran vorbei, zu schön sind die malerischen orte, zu wohlschmeckend die weine und die gute küche! im vergangenen jahr waren wir kurz in stellenbosch und dieses jahr begannen wir unsere reise in franschhoek. die idee, erstmal ein paar tage in diesem wunderschönen örtchen anzukommen und auszuspannen, erschien uns sehr verlockend.

franschhoek, die „französische ecke“, sechzig kilometer von kapstadt entfernt, hat seine ursprünge im 17. jahrhundert, als sich über zweihundert hugenotten hier ansiedelten. umgeben von der drakenstein gebirgskette, gehört der franschhoek pass mit zu den faszinierendsten von ganz südafrika. die beliebte franschhoek weinroute umfasst mehr als zwanzig weingüter. es ist schon verrückt, aber man glaubt sich mitten in einem französischen kleinstaat in franschhoek. die straßen heißen victor hugo street, die restaurants le bon vivant und die hotels la petite dauphine. ich habe während unseres aufenthaltes dort mehr als einmal aus einem reflex heraus französisch gesprochen und erstaunte blicke geerntet. was kann man in franschhoek so machen? abgesehen davon, dass man sich immer und überall an dem grandiosen panorama erfreuen kann, macht man vor allem eins: wein trinken, essen, rumbummeln, die seele baumeln lassen. all dies haben wir reichlich getan 😆 wir hatten eine wunderbare unterkunft, die zu verlassen an sich schon schwierig genug war. wir sind mehrfach durch das städtchen gebummelt, haben auf märkten rumgestöbert, in vielen cafés gesessen und das treiben beobachtet und natürlich ein paar weingüter besucht. das ist ein echtes erlebnis. die weingüter sind ein traum, man fühlt sich in ein anderes jahrhundert auf einen völlig anderen kontinent versetzt. es wundert einen nicht, dass man dort zur mittagszeit damen in breitkrempigen hüten und herren in weißen anzügen antrifft. das passt! die weingüter kann man natürlich besichtigen, in erster linie aber macht man dort eine weinprobe und isst sich beulen hinter die ohren. wir haben 2 weinproben hintereinander gemacht. mehr ging nicht, da wir danach total blau waren. es gibt aber durchaus hartgesottene, die wesentlich mehr schaffen. und das über tage. nach der weinproben-erfahrung sah ich die heiteren touristen überall mit völlig neue augen 😉

wir haben großartig gegessen. wir haben uns das hugenotten-museum angesehen und aufrichtige bewunderung vor diesen zähen, fleißigen und tapferen siedlern empfunden und uns darüber gefreut, was sie der nachwelt hinterlassen haben. ob sie das wohl ahnten? sicher nicht. in der region stehen unzählige original aus der damaligen zeit stammende weingüter, sorgfältig restauriert und zum teil noch in hand der nachkommen. das hat was!

so wunderschön franschhoek ist, hat es natürlich auch schattenseiten. sonst wäre es ja nicht südafrika. so pittoresk und sauber die stadt auch wirken mag, sie ist schon sehr weiß. farbige südafrikaner sieht man nur am rande und man spürt schon sehr, dass sie auch sehr an den rand gedrängt sind. wir haben so viele orte gesehen und überall scheint es anders zu sein. franschhoek jedenfalls wirkt sehr weiß-dominiert. so richtig wohl haben wir uns daher nicht gefühlt und man spürt unterschwellig immer die scheuklappen, die man aufhat. mir ist es erst gegen ende der reise gelungen sie abzusetzen. diese krasse zweiklassengesellschaft oder besser zweifarbengesellschaft mit ihrer ganzen problematik ist ungewohnt und unverständlich und es braucht seine zeit, das auch nur ansatzweise zu verstehen. so gilt auch in franschhoek, wie an den meisten orten in südafrika, die grundregel: nach einbruch der dunkelheit nicht mehr in der gegend herumlaufen. man gewöhnt sich mit der zeit dran. ob ich das auf dauer könnte, weiß ich allerdings nicht. es gibt orte, an denen kommt man gut damit klar, es gibt aber auch orte, an denen es einem die luft einschnürt. die kann man aber auch meiden. was wir überwiegend auch getan haben.

ich hatte meine laufschuhe in den koffer gepackt und mir fest vorgenommen, laufen zu gehen, wenn sich die gelegenheit ergibt. einfach, damit ich nicht völlig aus der übung komme in den 3 wochen und zu hause wieder von vorne anfangen muss. la petite dauphine, unsere unterkunft, war ein kleines weingut, ein paar kilometer außerhalb der stadt und ich habe gleich am 2. tag meinen vorsatz in die tat umgesetzt. ein bisschen mulmig war mir schon, so alleine durch die weinberge zu laufen und ich hatte muffe, auf eine schlange zu treten oder überfallen zu werden. nichts davon geschah. stattdessen hatte ich das unglaubliche privileg, vor der kulisse der grandiosen drakensberge zu laufen. einfach toll. wir verließen franschhoek nach 3 tagen ausgeruht und voller tatendrang in richtung de hoop nature reserve. nur mit dem franschhoek pass, dem vermutlich schönsten pass südafrikas, hatten wir pech. als wir losfuhren, lag er im tiefsten nebel.

und hier die fotos, auf die ihr sicher schon wartet! und wenn ihr dir fotos seht, nicht dass ihr denkt: boah ey, die haben ja nur in 1000 € herbergen genächtigt. nein, haben wir nicht, die unterkünfte in südafrika sind so schön.

unsere wunderbare unterkunft, la petite dauphine

franschhoek

südafrikanisches marketing

weingüter

essen+trinken


Kleine Foto-Love-Story aus der Normandie

warum waren wir eigentlich nicht schon früher mal dort? diese frage haben wir uns vergangene woche, während unseres 1-wöchigen trips in die normandie, öfters gestellt. ist doch eigentlich „um die Ecke“ (für uns südwestler jedenfalls), ist doch eigentlich ganz nah und ist soooo schön.

normandie, geburtsland so weltbewegender dinge wie des camembert, des calvados, cidre und des süchtigmachenden apéritifs pommeau; wiege musischer seelen wie eric satie und ort der inspiration berühmter impressionisten wie claude monet, eugene boudin und schriftsteller wie marguerite duras. man kann auf ihren spuren wandeln, in ihren cafés von damals sitzen und die welt ein wenig durch ihre augen sehen. spannend. hier passierte große geschichte. ca. 50 v. chr. wurde die normandie von cäsar für rom erobert und danach wurde hier gemetzelt, was das zeug hielt. die normannen (wikinger) verbreiteten im 9. jhd. angst und schrecken, 1027 kam wilhelm der bastard oder auch wilhelm der eroberer zur welt und eroberte von hier aus 1086 england. es folgte eine lange, blutige liaison zwischen england und der normandie, mit wechselnden herrschern und zugehörigkeiten (unter anderem richard löwenherz), sozusagen ein normandie-england-bäumchen-wechsel-dich-spiel, das 1337 im Hundertjährigen Krieg zwischen england und frankreich gipfelte. es war die berühmte jeanne d´arc, die 1428 die loire-stadt orléans von den engländern befreite. das gemetzel ging jedoch munter weiter: 1562/63 hugenottenkriege, 1692 versenkte flotten vor der küste der normandie und 1789 schließlich die französische revolution, die ihre arme auch nach der normandie ausstreckte. auch hier spielte die normandie eine wichtige rolle, denn in einem winzigen dörfchen wurde 1768 charlotte corday geboren, die im zarten alter von 25 jahren mit einem mörderischen plan im herzen nach paris aufbrach, ihren plan in die tat umsetzte und so als die mörderin von marat (revolutionsführer) berühmtheit erlangte. im 20 jhd. erlebte die normandie die wunderbare belle époque, die berühmte strandpromenade (les planches) von deauville wurde 1923 angelegt, ab 1935 verband das größte passagierschiff der welt, der luxusdampfer normandie le havre und new yorck. es folgte eine zeit, in der sich unsere nation extrem unbeliebt machte und ab 1940 mit ihrer besetzung der normandie zeigen wollte, wo der hammer hängt. diesem wilden drohgebahren wurde am 6.6. 1944 mit dem D-Day, der landung der alliierten an der küste der unteren normandie, einhalt geboten.

all das sieht man der normandie heute nicht an. ein wenig verschlafen, wildromantisch, mit unbändiger natur liegt sie da und scheint zu träumen. jedenfalls in der nebensaison, in der wir dort waren. die unzähligen cafés und kleinen restauarants lassen erahnen, wie geschäftig und trubelig es im sommer zugehen mag! was kann man in der normandie machen? ganz schön viel. am liebsten:  an kilometerlangen, wilden naturstränden spazieren gehen; durch verträumte, romantische dörfchen, in denen die zeit still zu stehen scheint, bummeln; von spektakulären steilküsten aus übers meer schauen; wilde küstenwanderwege erwandern und sich den wind um die ohren blasen lasen; geschichte erforschen an jeder ecke; die normandie ist ein paradies für pferdefreunde, folglich: reiten (und sich möglichst nicht, so wie ich, den rücken dabei zerren); am hafen sitzen, boote schauen, menschen schauen und das französische savoir vivre genießen; cidre trinken, pommeau trinken, calvados trinken, in dieser reihenfolge; moules et frites essen, fisch essen, der so frisch ist, dass er nach meer riecht, ente essen, lamm essen, lauwarmen schokoladenkuchen essen, camembert essen und überhaupt: essen. denn man isst hier wie gott in frankreich! es sich gut gehen lassen, das klappt ganz schön gut in der normandie.

so, genug der worte. ich habe nämlich einige schöne fotos gemacht und die will ich euch nicht vorenthalten. wenn ihr mal große langeweile und viel zeit habt, ich hätte da eine reiseempfehlung:

honfleur, unsere basis:

hier kann man stunden verbummeln, cidre schlürfen, rumsitzen, boote schauen, leute schauen,frz. savoir vivre genießen

und hier haben wir gewohnt, 3 schritte vom strand entfernt:

wer sich schon immer gefragt hat, wo die schlümpfe wohnen? ihr könnt beruhigt sein, wir haben ihr haus gefunden. sie wohnen in honfleur, im stadtteil vasouy, in der rue du littoral:

beaumont-en-auge, eins der schönsten dörfer frankreichs, man hört förmlich, wie hier die zeit still steht:

omaha-beach, welcome to D-Day! wenn man an diesem strand steht, vor sich das unendliche meer, hinter sich unendliche bunker, läuft es einem schon ganz schön kalt den rücken runter:

wenn ich einem freund das erste mal das meer zeigen würde, würde ich etretat wählen„, notierte der romancier alphonse karr. er hat recht, der gute alphonse. etretat, atemberaubend schön, wild, windig und wahrlich spektakulär! das badestädtchen machte übrigens krimigeschichte, seit der autor maurice leblanc seinen lieblingsganoven arsène lupin nach etretat schickte:

deauville, wunderschön, mondän, strahlt immer noch den geist der belle époque aus. auf der berühmten strandpromenade sieht man im geiste all die berühmtheiten der vergangenheit und der gegenwart über die holzplanken flanieren. hier stehen umkleidekabinen aus holz, die nach ihnen benannt sind, hat was!

und wo wohnen die berühmtheiten, wenn sie in deauville sind? na, hier natürlich:

und hier einfach noch ein paar impressionen dieses schönen landstrichs:

und joschi? wo ist  joschi? war er etwa nicht dabei? natürlich war joschi dabei, und wie! das ist aber eine geschichte für sich und für morgen 🙂