Die Wahrheit über Golfspielen

ich schreibe nicht oft darüber. aber ich spiele golf. schon seit 10 jahren. ich habe mal einen schnupperkurs gemacht und sofort feuer gefangen und seitdem spiele ich golf. golf ist wunderbar. golf ist grauenhaft. einer der beliebtesten sätze, die golfer so von sich geben, lautet: „ich.hasse.golf. scheißsport.“ gerne wird auch öffentlich und laut kundgetan: „ich schmeiße das scheißbag in den nächsten weiher.“ oder „warum tue ich mir das an? warum mache ich nicht etwas anderes, das mir spaß macht. zum beispiel synchronschwimmen.“ „ich höre auf.“

meistens spielt man schlecht, grübelt darüber nach, woran es liegen könnte, diskutiert darüber, findet immer einen grund, warum man schlecht spielt: „heute ist es sooo schwül.“ „wer soll bei dem wind denn was treffen.“ „mir tut mein arm (bein, fuß, kopf, hand) weh.“ „ich hatte heute stress auf der arbeit.“ „ich bin heute nicht in form, weil (die mutter krank ist, die oma krank ist, der vater krank ist, der hund krank ist)“. auf den vorderen plätzen auch: „mein golf-pro stellt gerade meine technik um und deshalb treffe ich derzeit keinen ball.“

so ist das. hört sich schrecklich an? ist es auch. aber dann. dann kommt immer wieder der tag, ach was, tag, die phase, wo es läuft wie geschnittenes brot. die abschläge surren schnurgerade bis zum horizont. man schlägt den zweiten ball butterweich aufs grün und puttet mit einem saftigen „plopp“ zum birdie oder par ein. und das grauen der vergangenheit ist sofort ausgelöscht. man ich glücklich. zutiefst glücklich. wie nur ein golfer, bei dem es gerade läuft, sein kann. man glaubt an sich. glaubt an sein talent und daran, dass es möglich ist, einstellig zu werden. beschwingt zieht man den schläger aus dem bag, stellt sich zum ball und „paff“ fliegt der kleine, weiße ball, es ist eine wonne. man geht mit einem breiten grinsen über den platz, hat man einen (schlechter spielenden) mitspieler oder trifft jemanden auf dem platz, lässt man ihn wohlwollend wissen: „mach dir nichts draus. du weißt doch, wie golf ist. mal läufts nicht, und dann geht es wieder. bloß nicht aufregen.“

derselbe golfspieler, der seinem mitspieler gerade noch oben stehende sätze zuteil werden ließ, verwandelt sich binnen nur weniger missglückter schläge in ein zunächst still-verbissenes, dann wütendes und schließlich frustriert-depressives wesen, das laut und deutlich kundtut: „ich.hasse.golf. warum tu ich mir diese scheiße bloß an. ich hör auf.“ während der nächsten schläge wird der ball in der regel verhalten bis laut (je nach impulskontrolle) beschimpft als: „flieg jetzt, du kleine, weiße sau.“ „geh jetzt ins loch, du arschloch.“ und bedroht: „wenn du jetzt nicht rein gehst, schmeiß ich dich in den weiher (busch, gestrüpp, schick dich nach uganda, schlag dich entzwei).“

einen höhepunkt bilden wettkämpfe. bei diesen wettkämpfen dreht sich alles darum, sein handicap zu verbessern (man sagt: sich runter- oder unterspielen). das gegenteil, was meistens der fall ist, heißt: sich raufspielen oder raufgehen. kurze erklärung: man muss auf 18 loch 36 punkte spielen, um sein handicap zu spielen. alles was besser ist, bedeutet eine unterspielung und eine verbesserung des handicaps. es gibt noch einen kleinen schonbereich, aber so ab 30 abwärts verschlechtert man sein handicap.

bei jedem wettkampf gibt es gewinner (helden) und verlierer (totale loser). so wie beim gestrigen 9-loch-feierabend-turnier. ich persönlich habe die schlechteste runde dieses jahres gespielt. weil mein golf-pro mich umstellt. mein hund durchfall hat. es zu windig war. zu heiß. ich habe meinen ball nach einer längeren, still-verbissenen phase als „arschloch“ beschimpft. damit gedroht, aufzuhören. kundgetan, mein bag nach dem turnier an ein land zu spenden, wo man golfbags und schläger quält (das golfbag-quälland). ja ja, nicht sehr sportlich, ich weiß. im vergleich zu einer meiner mitspielerinnen aber gar nichts. sie, über deren lippen nie auch nur das wort „scheiße“ kommt und die ihren ball immer mal als „esel“ beschimpft, ließ nach etwa 100 miserablen schlägen in folge klar und deutlich verlauten: „wichser. riesenwichser.“ aber das ist golf. das schönste am golfen ist sowieso die gesellige runde auf der clubterrasse, wenn man beherzt bei wein und noch mehr wein die golfrunde revue passieren lässt und herzhaft darüber lacht. wer das nicht kann, sollte vielleicht wirklich über synchronschwimmen nachdenken.

Ein bisschen Assi schadet nie

ich gehöre eher zu der fraktion: höflich, taktvoll, gut erzogen. grundsätzlich und überwiegend. fluchen ist erlaubt. das heißt, wenn mir jemand auf den nerv geht, so richtig auf den nerv, bekommt er von mir nicht zu hören:

„du esel, du.“

sondern vielmehr ein:

„du blödes arschloch.“

finde ich vertretbar. manchmal muss man die sprache seines gegenübers sprechen, damit man auch verstanden wird.

ich finde auch, dass temperament zu zeigen, nicht unbedingt immer assi sein muss. ich stehe dazu, dass ich unter dem einfluss meiner antihormontherapie menschen, die mir den parkplatz wegnehmen, als hässlichen schlumpf beschimpfe und menschen, die sich mir oder anderen gegenüber respektlos benehmen oder meinen, mich für blöd verkaufen zu können, die meinung geige. aber ansonsten bin ich höflich und zurückhaltend. okay, ich habe schon mal so einer schamlosen tussi, die im cluburlaub meinte, meinen mann völlig maßlos anbaggern zu müssen, haue angedroht. und das war vor meiner antihormontherapie. aber da muss man mich schon so richtig aus der reserve locken, dass ich so drastisch reagiere, und die schlampe hatte es echt verdient. vermutlich liegt das auch in den genen, denn mein vater hat in jüngeren jahren mal einem nebenbuhler auf einem faschingsball ebenfalls haue angedroht, da dieser unhold meine mutter mit wiener würstchen fütterte. er hat ihn dann auch gehauen, soweit ich weiß. und mein vater ist auch ein höflicher, gebildeter, kultivierter mensch. ist halt so ne temperamentsache, würd ich sagen.

nun habe ich vorgestern eine geschichte erlebt, die mich ein wenig beschäftigt und immer noch amüsiert. man stelle sich vor: reitstall, ländliche umgebung, ländliches klientel, gepaart mit versnobten städtern. ein sonniger hof, in dem sitzen: ich, eine ausreitfreundin (ist auch eher höflich) und eine, sagen wir mal, liebenswerte aber durchaus prollige zeitgenossin. vom parkplatz her kommt ein mann, marke versnobter städter. in designerklamotten, blankgewienerten reitstiefeln, arroganter miene. 

prollige zeitgenossin (pz): „das ist ein arschloch.“ (in ausgeprägtem regional eingefärbtem dialekt, den ich aus gründen der anonymität hier nicht widergeben möchte.)

ich, während er an uns vorbeigeht, höflich und freundlich: „guten tag!“

mister snob marschiert an uns vorbei, ohne uns eines blickes zu würdigen. 

pz: „arschloch, hab ich euch doch gesagt. hab den neulich abends erlebt, den knecht. wollte abends noch ne runde in der halle reiten. normalerweise rauche ich nie auf dem pferd. hatte aber nen scheißtag, war alleine in der halle und zündete mir ne kippe an. kommt der knecht da rein und starrt mich von der bande aus feindselig an.

ich: „hey, wenn du schon hier bist, kannst du grad mal meine zigarette im aschenbecher ausdrücken?“

er:“nein, das werde ich nicht tun. in der halle ist rauchen verboten. und auf dem pferd auch.“

hab ich dem geantwortet: „pass mal auf du knecht, ich kann auf meinem eigentum machen, was ich will. und wenn ich meinen gaul abfackeln will, mach ich das, ist das klar ???““

ich gebs ja zu, so ein verhalten ist weder ladylike, noch höflich, außerdem raucht man ja wirklich nicht auf dem pferd, pfui, ne, aber ich finde doch, dass es auch etwas hat. sie hat mit sicherheit keine magengeschwüre und ich überlege, ob ich sie mal in der einen oder anderen angelegenheit als privatcoach behellige 😉