Joschi im Hunde-Boot-Camp

joschi, der hier gut bekannte, schwarze, mittelgroße, wuschelige tibet terrier, ist ein süßer fratz. mitunter ist er aber auch ein sehr ungehorsamer fratz. er wickelt uns perfekt um den kleinen finger und man lässt ihm dann fast alles durchgehen. und irgendwann macht er was er will. das er uns nicht den vogel zeigt, wenn wir ihn im wald rufen, fehlt dann gerade noch. in letzter zeit hatten wir die vermutung, er sei schwerhörig oder gar taub geworden. oder er hätte, ohne es uns mitzuteilen, spontan seinen namen geändert. wie dem auch sei, vor allem die jüngsten ereignisse im reitstall haben dazu geführt, dass wir beschlossen, joschi wieder ein paar erziehungseinheiten zukommen zu lassen. er war ja mal in der hundeschule. und joschi ist ein sehr schlauer hund und lernt alles ganz schnell. und schmeißt es dann zackig wieder über bord.

seit dem wochenende gibt es jeden tag eine erziehungseinheit im hause katerwolf. ein privates joschi-boot-camp. ich muss zugeben, dass es wirklich entzückend ist, ihn zu trainieren. er macht sofort mit, macht alles gleich richtig, ist eifrig und stolz. nur, um dann den richtigen moment abzupassen und sich aus dem staub zu machen. aber es klappt immer besser. er weiß ja, wie es geht. und weiß genauso, was man von ihm will 😉

gestern habe ich dann die erste trainingseinheit im reitstall durchgeführt. denn es geht nicht, dass er lola anspringt, versucht, sie in die nase zu beißen, mir das putzzeug aus der hand reißt, um zuerst geputzt zu werden und allerlei mehr. das ist zwar niedlich und lustig, aber auch gefährlich für hund, pferd und mensch und außerdem soll man dieses dominanzverhalten bei hunden nicht dulden. da joschi ein hütehund ist, hatte ich überlegt, mal einen schäfer zu fragen, was ich machen soll. auf dem weg zum reitstall sehe ich neuerdings immer einen schäfer mit schafherde und 2 hunden. als ich gestern an ihm vorbeifuhr, bremste ich neben ihm. er drehte sich zu mir um. er sah aus wie seine schafe. völlig verdreckt, schwarz im gesicht, lange, buschige haare, filziger bart und kleider, die noch nie eine wäsche gesehen haben. ich glaube, er lebt mit seinen schafen und hunden. das soll sich jetzt nicht gemein anhören! aber ich hatte plötzlich muffe und bin dann weitergefahren.

statt dessen habe ich für joschi nun einen festen regelplan eingeführt. er muss abstand von lola halten. er muss warten. ich schicke ihn in der nähe in sitz und dann muss er warten, bis ich lola fertig geputzt und gesattelt habe. erst dann gehe ich zu ihm, lobe ihn, putze auch ihn (darauf besteht er) und gebe ihm, wie lola zuvor auch, einen kanten hartes brot. er will genau das gleiche fressen wie lola. wie ihr wisst, muss ich ihm ja auch die pfoten auskratzen *flüster*.

ich muss sagen, dass das gestern hervorragend geklappt hat. auch beim ausreiten halte ich nun ständig kontakt zu ihm, rufe ihn, lobe ihn und schimpfe auch mal. wichtig ist, dass er nah beim pferd bleibt. das kommando fuß vom pferd aus ist der knüller. es ist nämlich absolut unter seiner würde, neben lola bei fuß zu gehen. da er gestern aber super brav war, hat er es gemacht. mit todesverachtung. zum wegbrüllen. wenn ich ihn lobe, dreht sich übrigens lola eifersüchtig nach mir um und will auch gelobt werden. es ist schon ein spaß.

und eins muss ich euch noch erzählen: als ich gestern ausgeritten bin, kam ein so dichter nebel auf, dass man kaum die hand vor augen gesehen hat. man hätte wirklich gut ein nebelhorn brauchen können. beide tiere hatten angst. große angst. und angst verbündet. so schlichen sie beide mit großen augen und lola mit aufgeblähten nüstern nebeneinander her und fürchteten sich zu tode. ich weiß nicht, ob ich mich getäuscht habe, aber es schien mir, als hätte die große lola doch tatsächlich beim deutlich kleineren joschi schutz gesucht 😉

22 Gedanken zu „Joschi im Hunde-Boot-Camp

  1. Muss dich als Hundebesitzerin mal ganz doll loben – super, wie konsequent du Joschis Unarten angehst, denn sonst würde es weiter und weiter gehen und immer mehr werden, bis „keiner mehr Spass an dem Hund hat“ (Zitat eines alten Freundes, bezog sich aber damals auf zwei unter dreijährige, unmögliche Kinder) 🙂
    LG Brigitte

    • danke!

      was bei kindern geht, geht auch bei hunden und männern, wie sweetcoffie heute treffend beschrieben hat. konsequenz macht einiges leichter. aber eben auch nicht alles 😉

      liebe grüße, katerwolf

  2. Wieder so eine großartige Joschi-Geschichte! 😀 Danke dir für’s Erzählen!
    Ich habe übrigens bereits etliche vergebliche Anläufe genommen, mal so was wie ein Miezen-Boot-Camp zu praktizieren… *Seufz*… 😉
    Sehr witzig und erstaunlich ist ja deine Beobachtung, dass sich beide, der Joschi und die Lola, in dem Moment solidarisieren, wo vermeintlich Gefahr im Verzug ist…
    Liebe Grüße!

  3. Gut, dass du dir den Schäfer genau angesehen hast. Die Antwort, die er gegeben hätte, weiß ich. Leider gibt es solche Liederlichen auch. Die wären mir sogar ein bissel egal, aber die armen Tiere unter deren Fuchtel nicht.
    Joschi will eben immer gefordert sein. Er ist ja ein Hütehund und will sich nicht nur körperlich austoben. Dass er ein kluges Kerlchen ist, zeigt er ja ständig. Eine Bekannte übt täglich mit ihrem Hund irgendwelche Abläufe ein. Sie gibt Handzeichen – Hund bewegt sich. Seitdem sind ihre Hausschuhe noch ganz, wenn sie nach längerer Abwesenkeit wieder nach Hause kommt.

    Liebe Grüße aus dem Spinnstübchen

    • na, dann war es wohl gut, dass ich weitergefahren bin….

      und ja, du hast recht, ich erlebe es auch immer wieder aufs neue, dass joschi gefordert werden will. er lernt und verseht auch sehr schnell. erinner dich nur an die geschichte mit dem „hundeflüsterer“ vor ein paar wochen!

      die geschichte mit deiner bekannten ist lustig 😆

      liebe grüße, katerwolf

  4. Schöne Geschichte!
    Ja, so ist das…was ein anständiger Reit Begleithund werden will….muß durch ein hartes Boot Camp 🙂
    Ich find du machst das gut!
    Vor dem Schäfer brauchst du bestimmt keine Angst zu haben….viele Schäfer sehn so aus….sind doch nur Äußerlichkeiten! 🙂
    L.G. Anja

  5. Das ist schon klasse, wie Joschi dir gefallen möchte. Für ein Lob ist er sogar artig 😉 Vielleicht braucht er wirklich täglich Training, damit das schlaue Köpfchen ausgelastet ist. Ein Katzen-Bootcamp – das wäre was… Ich hätte hier zwei Kandidaten. :mrgreen:

    LG Christina

    • ich glaube das auch immer mehr, dass er die herausforderung braucht. muss mich wirklich mehr mit ihm beschäftigen!

      bin mal auf dein katzen-boot-camp gespannt 😉

      liebe grüße, katerwolf

  6. Hihi! Einfach nur süß! Was für ein toller Bericht!!! Ich konnte mir den süßen Joschi bei jeder einzelnen Erzählung supergut vorstellen und, dass sich Lola bei Joscchi verstecken wollte, ist einfach herrlich! Ich gratuliere dir zu deinen Dressurkünsten! Schön, dass wieder alles klappt. 😀
    Alles Liebe, Martina

    • danke 😆

      mal sehen, wie es weitergeht. am mittwoch waren außer joschi keine anderen hunde da und es war folglich sehr ruhig….

      haha, jetzt wo du es sagst: lola wollte sich tatsächlich bei ihm verstecken 😆

      alles liebe, katerwolf

  7. … ach dat Joschi, er ist einfach zu süß ;-). Die Nummer mit dem Brot kenne ich auch nur zu gut. Die Hunde-Maus besteht allerdings auch auf ihren Möhrenanteil was zur Folge hat, da sie die Möhren nur geschält nimmt, daß ich mit geschälten Möhren auch zu den Pferden gehe (ne ist kein Witz). Aber was macht man nicht alles für die „Zuckerbande“. Normalerweise ißt sie keine Äpfel, wenn wir bei den Pferden sind dann schon. GlG an den kleinen „Rocker“ und einen Nasenstüber von der Hunde-Maus.

  8. Meine Hochachtung, dass du dir die Mühe machst, ihn zu unterrichten.
    So hat er deine volle Zuwendung, grins.
    Dann tut er alles, alles klar.
    Hoffen wir, dass dein Einsatz auf Dauer Früchte trägt.

    Das mit dem Nebel ist ja süß.

    Liebe Grüße

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