Rehageflüster: Heute blau, morgen blau

ich habe gestern abend dann noch mit 2 reha-freundinnen ein paar gläschen auf meine arme, kleine schulter getrunken *hicks*

wir waren sozusagen gezwungen. wir saßen nämlich völlig harmlos in unserer lieblings-strandkneipe, als ein mordsgewitter losbrach. wir waren gefangene. und da mussten wir eben trinken. weil wir gefangene waren, weil wir angst vor dem gewitter hatten und weil uns meine arme, kleine schulter so leidtat. auf dem heimweg haben wir gesungen. irgendeinen schulter-rap. wie das dann halt so ist. apropos singen: heute abend ist hier wieder musikantenstadel. ich überleg schon die ganze zeit, was ich mir für nen song wünschen könnte, und ich glaube, ich wünsche mir je t´aime. mal schauen, ob der gitarren-michel das drauf hat und ob dann unter den ü-hundert eine wilde knutscherei ausbricht.

ansonsten hatte ich heute einen mega-duften samstag. hier schien ab mittag die sonne vom blauen himmel und ich bin 2 stunden durchs watt galoppiert und habe mir auf dem heimweg noch ein weilchen die surf-meisterschaften n westerland angeschaut. coole show. lauter gutaussehende surfer unterwegs und menschen in neonfarbenen pudelmützen. der letzte schrei hier auf sylt. ach ja, man müsste nochmal 20 sein.

dann macht es mal gut, meine lieben, habt nen schönen samstag, eure saufwolf 😆

Rehageflüster: Der Zauberarzt

habe ich euch schon von doc methusalem erzählt? das ist der arzt, bei dem ich hier mein aufnahmegespräch hatte. er kann zaubern. heute hat er sich nämlich weggezaubert. doc methusalem ist gefühlte 300 jahre alt. wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist er bereits in rente und arbeitet nun ein bisschen hier weiter. wie auch immer. er ist ein wirklich netter, alter herr. allerdings hatte ich in dem aufnahmegespräch ständig das gefühl, ihn daran erinnern zu müssen, wer ich bin und vor allem, warum ich bei ihm bin. hm.

heute stand in meinem terminplan: 9.00 entlassungsgespräch, doktor methusalem, arztzimmer. punkt 9 saß ich vor seiner tür. 9.15 immer noch. keine mensch weit und breit. ich horchte an der tür, totenstille. ich klopfte, drückte die klinke herunter. abgesperrt. hm. ich also ins pflegezimmer runter, pfleger in der pause, nach 30 minuten pfleger wieder da. er macht sich schlau, ich soll wiederkommen. halbe stunde später. tja, doc methusalem sei im haus, das wisse man, man wisse nur nicht, wo. und anpiepen und anrufen kann man ihn nicht, da sowohl handy als auch pieper im pflegezimmer lagen.

tiefgründiger blick seitens des pflegers. tiefer blick von mir: „vielleicht hat er sich verlaufen?“ tiefgründiger blick seitens des pflegers. 

ich war zwischenzeitlich bei einer anderen ärztin zum entlassungsgespräch. in meinem entlassungsbericht steht nun, dass die reha, bedingt durch den streik, nicht sehr zielführend war und die therapeutischen ziele nicht erreicht wurden. wie auch? ausfallende anwendungen, mieses essen, ungeputzte zimmer, schlechte stimmung. tja, leute, nicht gut gelaufen, hier.

am ende des gesprächs fragte ich vorsichtig: „ist doc methusalem schon wieder aufgetaucht?“ kopfschütteln. „ich versteh es auch nicht.“

methusalem, wo bist du? sitzt du in deinem büro und machst ein nickerchen? bist du am strand surfen? pilgerst nach santiago de compostela? ich könnt´s verstehen.

Rehageflüster: Dildo Walking

cooler titel, oder? bin ich selbst stolz drauf. aber die besten geschichten schreibt nun mal das leben.

heute morgen vor dem nordic walking: wie üblich stand eine noch etwas verschlafene patientenschlange vor dem therapieraum und wartete auf das austeilen der nordic walking stöcke. plötzlich…

schüchterne stimme irgendwo von vorne: „ist das hier eine einführung?“

launischer kommentar von meiner vorderfrau: „wie jetzt? ich dachte mit den stöcken soll man gehen.“

sie rechnete nicht mit dem therapeuten, der wie aus dem nichts hinter ihr auftauchte, ihr eine hand auf die schulter legte und verschmitzt anmerkte: „möchte die dame vielleicht etwas anderes als die stöcke einführen?“

*pruuuuuuusssssst*

so kann´s gehen 😉

Rehageflüster: Kleine Lästerstunde

vielleicht habt ihr es schon gemerkt, dass ich mich diesmal mit reha-lästereien zurückhalte. ich bin zugegebenermaßen ein wenig von meiner letztjährigen reha-läster-begebenheit traumatisiert. ihr erinnert euch: ich wurde noch in der klinik von einem mitpatienten enttarnt. peinlich, peinlich.

tief in mir sitzt die angst, dass, während ich ahnungslos tratsch blogge, plötzlich eine walküre auf mich zurast, mich am kragen packt, schüttelt und brüllt: „sooooooo, ICH bin also die fette wuchtbrumme mit oberlippenbart, die in ihren kräutertee sabbert?????“

aber so ganz ohne tratsch geht es nicht. außerdem reise ich nächsten montag ab. also, los gehts, wen hätten wir den da *händereib*

fangen wir mit meiner ganz speziellen freundin an, annabelle. annabelle ist chronisch gut drauf. sie ist durchtrainiert, jüngeren datums, stets dynmischen schrittes unterwegs, die trendigen sportklamotten sitzen perfekt, der dunkle pferdeschwanz wippt frohgemut im takt. annabelle sprüht vor lebensfreude und munterkeit. im speisesaal lacht sie am lautesten. abends in der kneipe um die ecke auch. annabelle kennt jeden, liebt jeden, umarmt jeden. annabelle ruht ganz in ihrer mitte und fordert ihre gesamte umgebung auf, ebenfalls seine mitte zu suchen. sie findet alles und jeden SUPPPIII!!! wenn man annabelle dreimal hintereinander aus nächster nähe erlebt hat, möchte man ihr gerne eine große socke in den mund stecken, wahlweise ihren hals ein paarmal umdrehen.

wen hätten wir noch? ahhh ja, die reha-irre. in jeder reha gibt es eine reha-irre. dieses jahr ist es mäggie. mäggie, mit betonung auf gg, ist undefinierbaren alters und ähnelt einer mumie. sie ist ausgedörrt, gestählt, trägt eine art indianerstirnband und bewegt sich mit einer dynamik, dass es einem angst und bange wird. sie wirkt, als wäre sie in einer mission unterwegs. im zirkeltraining powert sie wie ein duracellbatteriebetriebener hase, im nordic walking ist sie immer die erste, im frühsport rast sie im kreis herum wie gedoped und stürzt sich im anschluss bei jedem wetter in die nordsee.

„kein schöner anblick mehr.“ konstatierte heute morgen eine mitpatientin trocken.

ebenfalls in jeder reha gibt es den aufreißer. im letzten jahr war es jochen, der auf dicke frauen stand. dieses jahr ist es mäx. mäx ist mittelgroß, dynamisch, und sehr läääässig, schmissig. er geht federnden schrittes durch die rehaanlage, fährt sich grinsend durchs haar und verteilt petzaugen. und legt die eine oder andere flach. vermute ich jedenfalls. da ich ihn schon mehrfach abends in wechselnder, giggelnder begleitung gesichtet habe. er erinnert mich an meinen exmann. ganz schlecht.

ich hätte noch eine terror-else anzubieten. sie ist etwa 100, hat eine sagenhafte turmfrisur und begleitet ihren etwa 200 jahre alten mann. und terrorisiert ihn. er hat klumpfüße und krücken. sie einen rollator. mit dem rollt sie wie eine furie im foyer herum und managed ihren armen mann. gerade sitzt er etwas erledigt vor der großen frontscheibe im foyer. schön im schatten einer gardine, da die sonne reinknallt. sie zieht sie auf, damit er licht hat. „du brauchst licht, LICHT!“ schmunzelnd beobachte ich, wie sie gerade zur rezeption rollt und er schnell und heimlich die gardine wieder zuzieht und unschuldigt guckt.

und ich gucke jetzt mal in den speisesaal, das mittagessen ruft. und heute nachmittag pack ich die badehose ein und hau mich sowas von an den strand.

macht es gut, ihr lieben, eure bikiniwolf

Rehageflüster: Im Frühtau zu Berge *sing*

„im frühtau zu berge, wir ziehn, vallerahhhhh…“ träller ich immer, wenn ich morgens um 7 mit dem rest der gruppe zum frühsport am strand watschel. ja, watschel. um 7 uhr morgens, vor dem frühstück, kann man nur watscheln. heute allerdings bei knallblauem himmel und sonne. wow, bitte bleib hier, liebe sonne. am strand wehte zwar ein kräftiger wind, aber es war warm und schön.

übrigens bin ich beim frühsport der gruppenspast. warum auch immer. ich kippe gerne um, etwa, wenn wir auf einem bein stehen sollen. ich mache die bewegungen asynchron. warum auch immer. am freitag wollte uns der therapeut ein wenig belustigen und rief in die runde: „ein delfin! ein delfin!“ wer dreht sich um und brüllt „wooooo???“ die kleine katerwolf, klar.

heute morgen drehte sich alles um gleichgewichtsübungen. ich habe nun in allen körperöffnungen sand. eine übung erläuterte der therapeut so: „stellen sie die füße voreinander. in einer linie. hacke rechter fuß an zehen linker fuß. so! (er zeigte es dann mit hilfe der hände, die er vor dem körper hintereinander aufstellte)

wer stand als einzige da, die hände weit von sich gestreckt? richtig, die kleine katerwolf, klar. „nur die füße. nur die füße!“ grinste der therapeut in meine richtung. gemeinsam mit 40 weiteren augenpaaren 😳

ich bin halt ein naturtalent.

habt alle einen schönen, hoffentlich sonnigen tag. ich melde mich später nochmal, mit einer kleinen tratschstunde 😉

Rehageflüster: Das Seepferdchen

ich bin ein seepferdchen.

ich bin ein sehr zufriedenes seepferdchen.

hat sich doch gelohnt, dass ich gestern den beschwerbär gegeben habe und heute einen erfüllten reha-tag genießen darf. gestern abend habe ich mich noch ein bisschen als schwimm- und saunawolf verwirklicht und habe mich um 21 uhr zuerst ins schwimmbad gestürzt, bin eine halbe stunde geschwommen, und anschließend quetschte ich mich in eine überfüllte, von männern belagerte sauna, wo ich einen kleinen terroranschlag verübte. reingekommen, aufguss gemacht, höllenhitze verursacht und nach 3 minuten verkündet: „boah, ist das heiß hier, ich geh wieder raus!“ sowas nennt man dann wohl mistkrötenwolf :mrgreen:

heute lief ich um 7 uhr in der früh mit einer dynamischen gruppe zum frühsport an den strand. wow. wie wunder-, wunderschön die nordsee in der früh war. die sonne blitzte zwischen dicken, weißen wolken vom blauen himmel herab, die nordsee glitzerte silbern, der lange, weiße sandstrand schimmerte – ein traum! 20 motivierte turner streckten und dehnten sich, liefen im kreis und ruderten mit den armen, atmeten in der brandungszone und waren schnell aufgewärmt. dann kam der spaßige teil. in 2 gruppen aufgeteilt sollten wir bälle über den kopf und ringe zwischen den beinen von vorne nach hinten durchgeben. das ganze als wettkampf. natürlich hatten wir den trottel in der gruppe. wie immer. der ball fiel hin, der ring auch *seufz*. dennoch gewannen wir 1 von 3 runden. danach sollten wir einen großen kreis bilden und immer drei leute sollten im uhrzeigersinn slalom um die anderen laufen, bis sie wieder an ihrem platz angelangt waren. sehr lustig. vor allem, weil eine schwäbische spaßbombe aus der gruppe den anderen wie ein wildes monster hinterherlief und laute waaahhh waaahhhh geräusche machte, worauf ihre vordermänner liefen wie speedy gonzales. ich hätt mich ausschütten können vor lachen. es gibt einfach von natur aus so spaßige menschen. der trottel schaffte es übrigens als einziger, anders herum zu laufen und stellte für die entgegenkommenden läufer eine große gefahr dar 😆

danach ging es zum aquajogging. als technischer hinweis sollten wir uns einfach vorstellen, wir seien seepferdchen. gut. wir waren also 5 seepferdchen: 2 männliche, bärtige seepferdchen. 1 seepferdchen mit arthrose. 1 ganz winziges seepferdchen. ein extrem voluminöses seepferdchen. und ein riesen-seepferdchen (ich).  sehr spaßig das ganze. das arthrose-seepferdchen kommt aus stuttgart und schwadronierte im wasser herum, dass ihr, als süddeutsche, der ganze fischkopp-kram hier oben sehr befremdlich ist. sie gebrauchte tatsächlich das wort fischkopp. in einem becken voller fischköppe. die sich spontan in kampf-seepferdchen verwandelten. war nicht sehr schlau vom schwäbischen arthrose-seepferdchen.

danach lag ich 30 minuten im bademantel bewegungslos auf meinem bett und starrte an die decke, bevor ich soeben, kurz vor dem mittagessen, noch ein bisschen wassertreten durfte, kneipp-mäßig. gemeinsam mit dem zwerg-seepferdchen vom aquajogging. ein quietschfideler mann im bademantel steckte seinen kopf n den behandlungsraum und unterhielt uns spontan mit diversen anekdoten as seinem leben. so ist das hier, in der reha. man bekommt die eine oder andere lebensgeschichte zu hören. manche sind sehr traurig. manche sind sehr interessant. jeder hat seine geschichte, warum er hier ist. und manchmal bekommt man was wirklich bewundernswertes zu hören. so wie ich eben, von meinem tischnachbarn lungen-egon. bin immer noch beeindruckt. wenn man die bewegende lebensgeschichte eines über 80-jährigen hört, so lebendig vorgetragen wie eben, dann offenbart sich einem einmal mehr, wie mysteriös und faszinierend das leben ist. und wie absolut lebenswert.

so, meine lieben, ich geh dann mal meinen bestreikten rindergulasch ohne gemüse und salat (beilagen unterliegen nämlich dem streik) essen und seh euch später.

euer seepferdchenwolf 😆

Joschi spielt Versteck

hört sich süß an, die überschrift, oder? schöne vorstellung, dass mein mittelgroßer, schwarzer, wuscheliger tibet terrier mit mir verstecken spielt, nicht wahr? ich kann euch nur sagen: spaß ist was anderes. der kleine tibet terrier hat uns nämlich gründlich das fürchten gelernt dieses wochenende. ich weiß immer noch nicht, ob ich ihn vor freude darüber, dass er wieder da ist, knuddeln, oder ihn aus wut doch lieber aus dem fell prügeln soll.

was passiert ist?

bevor ich morgen für 3 wochen nach sylt in die reha fahre, war der plan, das letzte wochenende gemeinsam mit mann, eltern, sohn+freundin, die frisch aus ungarn zurückgekehrt sind und dem lieben joschi im haus am see zu verbringen. mit tüten voller essen sind wir gestern bei bestem wetter am see angekommen und hatten einen prachtvollen tag mit segeln, schwimmen, in der sonne herumliegen und abends unmengen gegrilltes verdrücken und unmengen rotwein trinken genossen. joschi wuselte den ganzen tag über so mit.

wie ihr wisst, ist der kleine tibeter mit einer vielzahl von ängsten gespickt: stubenfliegen, umherfliegende plastiktüten und dies und das. zweifelsohne gehören auch schmale holzstege dazu, die aufs wasser hinausführen. nach unserem fulminanten abendmahl beschlossen wir, mit rotwein und kissen bewaffnet, auf den steg vor dem haus umzuziehen und den sonnenuntergang zu bewundern. gesagt, getan. nur joschi weigerte sich. sah uns mit gespitzen ohren hinterher und verschwand im haus. mein vater ging nach einer weile nach ihm schauen, joschi lag im bett, schaute ihn an und kommunizierte ihm unmissverständlich: steg ohne mich. so saßen wir also fröhlich lachend auf dem steg und freuten uns des lebens. nach etwa einer stunde ging ich ins haus, um etwas zu holen. kein joschi auf dem bett, im bad, auf dem sofa, kein joschi nirgendwo. joschi weg. nachdem ich alles abgesucht und sogar unter dem haus nachgeschaut hatte, war er immer noch weg. leise panik beschlich mich. ich lief schnell zum steg zurück und schlug alarm.

innerhalb von minuten raste rufend und pfeifend ein ganzer familien-suchtrupp durchs haus, schaute hinter alle möbel, leuchtete unter das bett, ging um das haus herum, nichts. kein joschi. die eine hälfte der familie brach in panik aus, die andere verbreitete zuversicht, dass er sicher gleich wieder auftaucht. 1 stunde war nun seit seit seinem verschwinden vergangen. immer wieder durchsuchten wir das kleine holzhaus, ich zog sogar die mobilen, schwarzen bettkästen ein stück unter dem bett hervor und schaute dahinter nach. nada. niente. nix joschi.

joschi haut nie ab. okay, ein-, zweimal, aber das war was anderes. einmal, als eine heiße hündin in der nachbarschaft war, und ein anderes mal ist er beim ausritt im wald verschütt gegangen, weil er die falsche abzweigung genommen hatte. aber einfach so abhauen? nö, nicht seine art. wir spekulierten herum. eine heiße hündin schlossen wir aus, da er sonst den tag über schon mal reagiert hätte, rüdig, wie er ist. vielmehr mutmaßten wir, dass er ein wenig spazieren gegangen ist und dabei irgendetwas schiefgelaufen sein musste: verirrt, entführt, überfahren. die panik wuchs, mittlerweile war es dunkel.

wir teilten uns auf und begannen, den campingplatz systematisch abzusuchen. wir fragten jeden, den wir sahen, ob er einen mittelgroßen, schwarzen, wuscheligen hund gesehen hatte. wir leuchteten in die büsche, schauten hinter zäunen. nichts. wie vom erdboden verschwunden. ein paar liebe nachbarn, ebenfalls hundebesitzer, schlossen sich uns an und machten sich mit taschenlampen bewaffnet auf die suche. aus allen ecken ertönte es:

„joooooooschiiiiii. pffffffft. jooooschiiii!!!!!“

es war zwischenzeitlich 1 uhr morgens. die stimmung war auf dem tiefpunkt angelangt. der hund blieb verschwunden. während meine eltern im haus blieben, setzten sich mein mann und ich nochmal ins auto und fuhren los. wir klapperten wiederholt alles ab, fuhren in den ort hinein und die straße im umkreis einiger kilometer ab. von joschi keine spur. niemand hatte ihn gehört oder gesehen. tief traurig, resigniert und todmüde beschlossen wir um halb 2 die suche abzubrechen, schlafen zu gehen und am nächsten morgen eine neue suchaktion zu starten. vielleicht hatte ihn ja jemand über nacht ins haus genommen.

wir parkten den wagen hinterm haus und stiegen mit hängenden schultern aus. „wuff“ kam es leise aus dem haus.

„wuff???????????“ wie jetzt „wuff?“

da ertönte es ein zweites mal aus dem haus: „wuff“ 

wir schauten uns fassungslos an und rannten los. auf der terrasse saßen meine völlig erledigten eltern und schauten uns mit einer mischung aus amüsierter erleichterung und erschöpfter wut an. neben ihnen saß joschi. saß da und wedelte uns verhalten an. und verschwand wieder im haus. sichtlich mit der last des schlechten gewissens beladen. was war passiert? wie und wo tauchte er wieder auf? wo war er gewesen?

wollt ihrs wirklich wissen?

joschi.war.gar.nicht.weg.gewesen. er war die ganze zeit über da. unterm bett. und hatte sich, still wie ein bettpisser, versteckt. einfach nur versteckt. 4 stunden lang lag er unbeweglich und mucksmäuschenstill unter dem bett, unter das wir mehrfach geleuchtet hatten. irgendwie scheint er dort einen toten winkel gefunden zu haben. lag da, machte kein pieps, vermutlich atmete er nur flach und versteckte sich. ignorierte 4 stunden lang unser rufen und pfeifen. ich schätze mal, er hatte einfach schiss, dass wir suchten, um ihn auf den verhassten steg zu schleppen. und ihn dort vermutlich nicht artgerecht zu foltern. während unserer letzten auto-such-tour ging mein vater ins haus, als er plötzlich ein sehr leises „wuff“ aus dem schlafzimmer hörte. vorsichtig ging er ins zimmer. unter dem bett schaute ein kleines stück hundepfote und ein stück hundeschnauze hervor. einfach so. „wuff“. dieses kleine hundearschloch. so ein drecksack. hinterhältiger, kleiner sausack.

die erleichterung, die wir spürten, könnt ihr euch sicher vorstellen, oder? ich kann es immer noch nicht fassen, dass er sich ganze vier stunden lang absolut perfekt vor uns versteckt hatte. und ich weiß immer noch nicht, ob ich ihn herzen oder einfach aus dem fell hauen soll. manchmal denke ich, der joschi ist schon 10 und langsam wird er ruhiger und macht nicht mehr so viel unfug. denkste. joschi hat noch lange nicht fertig.

so, und jetzt kann ich morgen früh dann endgültig beruhigt in die reha fahren 😆

und hier noch ein bild von joschi heute morgen, immer noch sichtlich von schlechtem gewissen geplagt:

 

Überleben im Cluburlaub: Der Individualist und der Einsame

Sehr schöne Kategorie, das. In jedem Cluburlaub trifft man den einen oder anderen Individualisten. Er ist, hm, einfach anders. Man erkennt ihn sofort, sei es an seiner leicht exzentrischen Kleidung oder daran, dass er sich abseits hält. Er hält sich von größeren Gruppierungen fern, ist kultiviert, liest Platon und macht sein Ding. Der Indivudalist verfügt in der Regel über Bildung und Humor und ist eine Bereicherung, da man mit ihm, wenn man abends zufällig mit ihm am Achtertisch landet, über viel mehr als den Golfabschlag an Loch 3 reden kann.

Auf den ersten Blick kann man ihn leicht mit der Kategorie Der Einsame verwechseln. Mit dem Unterschied, dass sich der Individualist freiwillig absondert, Der Einsame hingegen einsam kommt und meist einsam bleibt. Weil er das braucht oder weil man ihn nicht ertragen kann. Der Einsame tut einem manchmal leid, so dass man abends am Achtertisch besonders nett zu ihm ist. Und damit belohnt wird, dass er sich im Alleingang 2 Flaschen Wein reinpfeift, 2 Päckchen Zigaretten schlotet und einem detailliert seine gesamte Lebensgeschichte mit allen Höhen und Tiefen offenbart. Über Stunden.

Es gibt hier zuweil Überschneidungen mit Dem Club-Irren. Den muss man sich so vorstellen wie den Dorfidioten. Hier gibt es momentan 2. Der Club-Irre sieht meist sehr exzentrisch aus, man hält ihn zunächst für einen Individualisten, stellt jedoch zeitnah fest, dass er nicht alle Tassen im Schrank hat. Er trägt gerne bunte Hosen und individuelle Kopfbedeckungen. Mit ihm will man nicht wirklich am Tisch sitzen, weil er einem ganz, ganz merkwürdige Dinge erzählt, bei denen man nicht weiß ob man drüber lachen soll oder nicht. Zum Beispiel über seine Theorie, dass man bei einem Hammam-Besuch fremdgewaschen wird, vor allem, an welchen Körperstellen.

Wie schon Der Urlaubs-Familienvater, können sowohl Der Einsame als auch Der Clubirre zur Kategorie Der Aufreißer mutieren. Mitunter mit einer beachtlichen Trefferquote. Besonders amüsant ist dann die Beobachtung, wie der Clubirre an den Kategorien Highheel-Tante und Aerobic- Schnepfe herumgräbt, da ihn diese irrtümlicherweise für einen reichen, alleinstehenden, leicht exzentrischen Herren halten.

Der Aufreißer ist übrigens zu einer hohen Prozentzahl weiblich. Es ist erstaunlich, wie viele Allein- und in kleinen Gruppenreisende Schlampen es im Club gibt. Die bevölkern jeden Abend aufgebrezelt bis unter die Augenbrauen die Poolbar und gehen an alles, was auch nur ansatzweise männlich und allein ist. Letzteres ist kein Hindernis, denn begehrte Objekte sind auch Gatten, die nur mal eben kurz alleine sind. Es gibt Gerüchte, dass vor 2 Monaten ein seriöser Familienvater mittleren Alters kurz zur Toilette wollte und nie mehr zurückkehrte. Man munkelt, er sei das Sexspielzeug einer Gruppe Golferinnen aus Zürich geworden.

Kleiner Nachklapp zum Internetdesaster

ihr habt meinen gestrigen post gelesen? dann wisst ihr auch, dass mein mann (held) am dienstag unser internet selbst repariert hat.

gestern morgen, mittwoch, 1 tag später, rief der beauftragte techniker an und verkündete stolz, er habe gestern morgen, mittwoch, die störung behoben.

*grins*

wir amüsierten uns über die vorstellung, wie er sich am mittwochmorgen unsere gemeldete störung anschaut, feststellt, dass das internet wieder geht und vor sich hinmurmelt: „geht doch, geht doch.“